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Es gibt Gefahren im Homeoffice, etwa Ablenkung und entgrenztes Arbeiten, doch die Vorteile überwiegen.

© dpa/Julian Stratenschulte

Mobiles Arbeiten setzt sich durch: „Corona war ein echter Gamechanger“

Beschäftigte möchten noch flexibler arbeiten. Unternehmen müssen umdenken: Vor allem größere Betriebe nutzen Desksharing.

Arbeiten an verschiedenen Arbeitsorten ist in den vergangenen Jahren eine Selbstverständlichkeit geworden. Die Beschäftigten würde gerne noch mehr vor allem zu Hause arbeiten, doch das stößt auf Vorbehalte der Arbeitgeber. „Corona war ein echter Gamechanger“, heißt es in einer Studie, die von den Sozialpartnern der Chemie- und Pharmaindustrie beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO in Auftrag gegeben wurde.

Mobile Arbeit biete in Bezug auf die Wahl des Arbeitsorts ein breites Spektrum an Flexibilität, „dennoch erfolgt mobile Arbeit immer noch in starkem Maße von zu Hause aus“. Eine Befragung von rund 21.000 Teilnehmenden, Mitarbeitende wie Führungskräfte, ergab eine durchschnittliche mobile Arbeit von zwei bis drei Tagen pro Woche. „Der durchschnittliche Wunsch liegt im Gegensatz zur gegenwärtigen Umsetzung eher bei drei bis vier Tagen pro Woche“, schreiben die Studienautoren.

Potenzial im Ausland

Befragt wurden auch Betriebsräte und Personalverantwortliche in 70 Unternehmen, rund 30 Prozent der Führungskräfte äußerten Bedenken gegen mobiles Arbeiten, unter anderem wegen des höheren Kommunikationsaufwands.

Ein „Thema mit Wachstumspotenzial“ sei mobile Arbeit im Ausland. „Sie reicht von gar keiner betrieblichen Regelung und dem Meinungsstand, dass es keiner Regelung bedarf, bis hin zu äußerst weitreichenden Regelungen, die etwa bis zu drei Monaten pro Jahr mobile Arbeit aus dem Ausland zulassen“, schreiben die Autoren. Überhaupt werde eine Ausweitung der mobilen Arbeit auf weitere Tätigkeitsfelder „sehr häufig nicht systematisch verfolgt“. Die Wissenschaftler sehen dagegen sehr wohl Möglichkeiten. „Wer in der Produktion arbeitet und Potenziale für die mobile Arbeit in seiner Tätigkeit erkennt, sieht diese vor allem in der Organisation und Planung, der Dokumentation und in der Kommunikation.“

Desksharing setzt sich durch

Grundsätzlich beschränke sich bei der mobilen Arbeit die Ausstattung häufig auf ein Notebook. Mobiliar werde eher selten zur Verfügung gestellt. Große Betriebe, die vermehrt auch Desksharing umsetzen, nutzten das mobile Arbeiten dazu, Fläche zu reduzieren. In Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten hätten bereits 30 Prozent ihre Fläche reduziert, bei weiteren 40 Prozent werde das diskutiert. Die Erfahrung mit Desksharing seit „deutlich positiver als sein Ruf“, knapp drei Viertel berichteten über positive Erfahrungen.

Gefahr der entgrenzten Arbeit

Als Gefahren der mobilen Arbeit haben die Studienautoren „soziale Erosion“ in der Belegschaft sowie „Entgrenzung und Ablenkung“ ausgemacht. Die Einschränkung des sozialen Austauschs und der Kreativität bei der Zusammenarbeit „können mittel- bis langfristig die Bindung, aber eben auch die Innovationskraft negativ beeinflussen“. Im Umgang mit dem Thema Entgrenzung sei „noch Luft nach oben“: Beiträge „zur Erhaltung der psychischen Gesundheit werden noch nicht umfänglich erbracht“.

Die Bedeutung respektive Nutzung mobiler Arbeit variiert nach Lebensalter. Etwa drei Viertel der jüngeren Beschäftigten bis 35 Jahre gaben an, dass sie durch mobile Arbeit mehr Zeit für die Familie, Freunde und Bekannte haben. Bei Beschäftigten, die 56 Jahre und älter sind, äußerten dies noch gut 40 Prozent. „Dieser Aspekt der mobilen Arbeit lässt sich beispielsweise in der Phase der Familiengründung deutlich stärker erkennen“, schreiben die Wissenschaftler.

Insgesamt überwiegen aber die positiven Aspekte: 74 Prozent der Führungskräfte gaben an, dass mobile Arbeit die Selbstorganisationsfähigkeit der Mitarbeitenden stärkt. 76 Prozent sind der Ansicht, dass ihre Beschäftigten entspannter wirken, da sie Beruf und Privatleben besser aufeinander abstimmen können. Und 77 Prozent haben den Eindruck, dass ihre Mitarbeitenden an der gestiegenen Eigenverantwortung wachsen.

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