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Ein Flugzeug landet auf dem Flughafen Hannover. Der innerdeutsche Flugverkehr hat gemessen an der Zahl der Flüge und der Passagiere seit 2019 an Bedeutung verloren.

© dpa/Julian Stratenschulte

Rest Europas hat sich nach Pandemie erholt: Luftverkehr in Deutschland hinkt Trends hinterher

Während sich der Luftverkehr im Rest Europas nach der Pandemie erholt hat, hinkt Deutschland hinterher. Nach Ansicht der Luftfahrtbranche sind immense Standortkosten dafür verantwortlich.

Hohe staatliche Kosten hängen Deutschland nach Befürchtung der Luftfahrtbranche immer stärker von Flugverbindungen zu europäischen Ländern ab. „Die Luftverkehrsanbindung in Deutschland ist im Vergleich mit dem übrigen Europa seit der Pandemie schlechter geworden, der Trend scheint sich verfestigt zu haben“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Jost Lammers, am Mittwoch.

Wesentliche Ursache seien die seit 2020 stark gestiegenen Standortkosten durch Luftverkehrssteuer, Flugsicherungs- und Luftsicherheitsgebühren. Sie seien fünf bis zehn Mal so hoch wie an Flughäfen im europäischen Ausland.

Bei der Erholung des Luftverkehrs von der Corona-Pandemie wird die Lücke zwischen Deutschland und dem Rest Europas dem BDL zufolge deshalb im Sommer nicht schrumpfen. Von April bis Oktober steige das geplante Sitzplatzangebot um sieben Prozentpunkte auf 89 Prozent des Niveaus von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Pandemie.

Im übrigen Europa wachse der Luftverkehr voraussichtlich auf 104 Prozent. Im Gesamtjahr 2023 zählten die deutschen Airports 197 Millionen Passagiere, 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ryanair meidet Deutschland

Das Angebot der Airlines blieb mit 79 Prozent des Vorkrisenniveaus aber 17 Prozentpunkte hinter den Kapazitäten in Europa zurück. Bei Direktflügen in Europa kam Deutschland nur auf 68 Prozent, in Urlaubsländern Südeuropas übertraf der Flugverkehr das Jahr 2019 teilweise um mehr als 20 Prozent.

Die Kosten dämpfen vor allem das Angebot und weniger die Nachfrage, erklärte BDL-Geschäftsführer Matthias von Randow. Airlines dünnten ihr Angebot aus, um die Flugzeuge besser auszulasten. Reisende seien dadurch oft gezwungen, auf Abflugorte in Nachbarländern auszuweichen.

Der Billigflieger Ryanair, Europas größte Airline nach Passagierzahlen, meidet deutsche Airports wegen der Standortkosten. „Wir legen nur an den Regionalflughäfen zu, die uns wettbewerbsfähige Kosten anbieten“, sagte Airline-Chef Michael O'Leary kürzlich im Interview mit Reuters.

Der innerdeutsche Luftverkehr liegt am weitesten unter dem Vorkrisenniveau. Ohne Zubringerflüge zu den Langstreckenflügen an den Drehkreuzen Frankfurt und München gibt es nur 25 Prozent der Flüge des Jahres 2019. Das ist für die kleineren Flughäfen ein Problem, aber weniger aus Sicht der Reisenden. Denn viele Unternehmen in Deutschland setzen seit der Pandemie auf virtuelle Treffen mit Kunden und Geschäftspartnern, statt zu fliegen. Auch arbeiteten Luftfahrt und Deutsche Bahn bewusst an einer Verlagerung auf die Schiene. (Reuters)

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