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Jörg Hofmann ist seit Oktober 2015 Chef der Industriegewerkschaft Metall. Der Diplom-Ökonom verantwortet die grundsätzliche Ausrichtung der IG Metall und die Tarifpolitik.

© Frank Rumpenhorst

„Wir sind nicht blauäugig“ : IG Metall hält Forderung nach Viertagewoche vorerst zurück

Bei den bald anstehenden Tarifverhandlungen will IG-Metall-Chef Jörg Hofmann die Viertagewoche nicht ins Spiel bringen. Priorität seien höhere Löhne und Gehälter.

Die Industriegewerkschaft IG Metall will voraussichtlich vorerst keine Viertagewoche in der Metall- und Elektroindustrie fordern. „Aus heutiger Sicht sehe ich nicht, dass die Viertagewoche nächstes Jahr auf den Forderungszettel der IG Metall kommt“, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Ich betrachte das als längerfristiges Thema.“

Seine Gewerkschaft werde auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Metall- und Elektroindustrie Rücksicht nehmen, sagte Hofmann weiter. „Wir sind nicht blauäugig und sagen: Wir streben morgen in allen unseren Branchen die Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich an. Wir achten auf die Entwicklung von Kosten und Produktivität, aber auch auf eine gerechte Verteilung.“

IG Metall will Schwerpunkt auf höhere Löhne legen

Bis Herbst 2024 läuft der derzeitige Tarifvertrag für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland. Die IG Metall werde bei den dann anstehenden Tarifverhandlungen den Schwerpunkt auf höhere Löhne und Gehälter und nicht auf kürzere Arbeitszeiten und die Viertagewoche legen, sagte Hofmann weiter.

Grundsätzlich hält der IG-Metall-Chef jedoch an seiner von Arbeitgebern heftig kritisierten Forderung nach der Viertagewoche fest. Nach dem Bestreben der Gewerkschaft soll dabei die Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich verkürzt werden. „Auf längere Sicht kommen wir nicht umhin, solche Arbeitszeitmodelle für alle zu ermöglichen“, sagte er.

Vorreiter soll dabei die vergleichsweise kleine Stahlbranche werden. Die Tarifkommission hatte in der vergangenen Woche 8,5 Prozent mehr Lohn als Forderungsempfehlung für die Beschäftigten der ostdeutschen Stahlindustrie beschlossen.

Außerdem sprach sich die Tarifkommission dafür aus, zum Schutz der Gesundheit die Arbeitszeit auf 32 Wochenstunden zu reduzieren. Dies sei wichtig, damit die Beschäftigten „gut durch den Umbruch ihrer Industrie kommen“. Der IG-Metall-Vorstand beschließt am 18. September seine konkrete Forderung für die Tarifrunde Stahl. (AFP)

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