zum Hauptinhalt
Ein Busfahrer am Lenkrad.

© picture alliance/dpa/Christoph Soeder

Zu wenig Fahrer: ÖPNV braucht 150.000 Arbeitskräfte

Ohne bessere Arbeitsbedingungen in Bussen und Bahnen und mehr Geld für die Kommunen wird das nichts mit der Verkehrswende – meinen Verdi und die Klima-Allianz.

Für eine Verdoppelung der Fahrgäste im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) werden bis 2030 rund 150.000 Arbeitskräfte benötigt; das zusätzliche Personal kostet die Verkehrsbetriebe knapp vier Milliarden Euro. „Da kommt echt was auf uns zu“, sagte Christoph Schaafkamp von der Beratungsfirma KCW am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung einer Studie über den Personalbedarf.

127.000
Personen arbeiten derzeit im ÖPNV.

Von den aktuell 127.000 Beschäftigten in Bussen, Straßen- und U-Bahnen gehen in den kommenden fünf Jahren 63.000 in Rente oder wechseln den Beruf. Gleichzeitig soll sich mithilfe eines besseren Angebots die Zahl der Fahrgäste verdoppeln, wozu weitere 87.000 Arbeitskräfte gebraucht würden. Derzeit schwer vorstellbar. „Das Angebot wird sich massiv verschlechtern, wenn wir jetzt nicht handeln“, meinte Stefanie Langkamp von der Klima-Allianz Deutschland, die mit Verdi die Studie beauftragt hatte.

Die Gewerkschaft führt derzeit Tarifverhandlungen in den Bundesländern und mit einzelnen Verkehrsbetrieben und fordert attraktivere Arbeitsbedingungen, beispielsweise durch Arbeitszeitverkürzung, mehr Urlaub, zusätzliche Entlastungstage für Schichtarbeit sowie die Begrenzung unbezahlter Zeiten im Fahrdienst. „Die Arbeitsbedingungen im ÖPNV sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht konkurrenzfähig“, meint Andreas Schackert von Verdi. Auch aufgrund der Bedingungen liege der Krankenstand in den Verkehrsbetrieben zwischen 14 und 18 Prozent, im Fahrdienst bisweilen sogar bei 25 Prozent.

Wer Klimaschutz will, braucht deutlich mehr Fahrerinnen und Fahrer.

Christoph Schaafkamp, Geschäftsführer der Beratungsfirma KCW

„Neben guten Arbeitsbedingungen und einem attraktiven Berufsbild sind weitere Maßnahmen wie ÖPNV-Beschleunigung sowie der Ausbau kapazitätsstarker Schienenverkehre zu ergreifen“, sagte Studienautor Schaafkamp. „Wer Klimaschutz will, braucht deutlich mehr Fahrerinnen und Fahrer.“

Mehrmals hatte Verdi die Beschäftigten in mehr als 130 kommunalen Unternehmen in den vergangenen Wochen zum Streik aufgerufen. In drei Bundesländern (Saarland, Brandenburg und Hamburg) gibt es inzwischen Tarifabschlüsse, in Baden-Württemberg und NRW wird dagegen die Urabstimmung über einen unbefristeten Arbeitskampf vorbereitet. Bei der Berliner BVG mit knapp 16.000 Beschäftigten kamen sich die Tarifparteien zuletzt näher und strebten am Dienstag ein Ergebnis an.

In Brandenburg hatten sich die Tarifpartner bereits Anfang März unter anderem auf eine Entgelterhöhung zum 1. Juli um 13 Prozent, mindestens aber 340 Euro, und um weitere zwei Prozent Anfang 2025 verständigt. Ferner steigen verschiedene Zulagen. Bei der Hamburger Hochbahn setzte Verdi eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 39 Stunden schrittweise bis Mitte 2027 auf 37 Stunden durch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false