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Nach zweiwöchigen Verhandlungen einigten sich die Staatenvertreter auf dem Weltnaturgipfel im kanadischen Montreal auf eine Abschlusserklärung.

© Reuters/Christinne Muschi

Abschlusserklärung des Weltnaturgipfels: Vom Papier zum Tiger

Es ging in Montreal um nicht weniger als die Zukunft der Menschheit. Die Beschlüsse sind richtungsweisend, aber ihr Erfolg hängt an der Finanzierung.

Ein Kommentar von Dr. Christof Schenck

Vor 30 Jahren fand die erste Weltnaturschutzkonferenz statt. Jetzt in Montreal – 15 Konferenzen und zwei gescheiterte Zehnjahrespläne später – schienen die Differenzen zwischen dem reichen Norden und dem globalen Süden unüberwindbar. Auf der einen Seite der Ressourcenhunger, der uns ins Massensterben der Arten führt und auf der anderen die Schatzkammern der Tropenzone mit den Regenwäldern, Savannen und Mangroven, für deren Erhaltung die Länder viel Geld sehen wollen.

Doch wie bei keiner Konferenz zuvor leuchteten diesmal alle Alarmzeichen: Der Zustand der Erde hat sich massiv verschlechtert, eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben und ganze Ökosysteme in ihren Funktionen bedroht: existenziellen Funktionen wie die Bereitstellung von sauberem Wasser, die Speicherung von Kohlendioxid oder die Bestäubung unserer Nutzpflanzen durch Insekten. Es ging in Montreal um nicht weniger als um unsere Zukunft.

Entgegen den Erwartungen wurden nun doch richtungsweisende Beschlüsse gefällt. 30 Prozent der Land- und Meeresflächen sollen unter Schutz gestellt werden. Der Verlust von Gebieten mit besonders bedeutsamer Biodiversität – und dazu gehören oft Wildnisgebiete – soll auf Null gebracht und gefährdete Arten sollen vor dem Aussterben geschützt werden. Für diese klare Ansage war es höchste Zeit. Es wird nun darum gehen, die richtigen 30 Prozent festzulegen.

Darüber hinaus muss die Verschmutzung durch Dünger, Pestizide, gefährliche Chemikalien halbiert werden, ebenso wie die Nahrungsmittelvernichtung, und Unternehmen müssen ihre Risiken bezüglich Biodiversität offenlegen.

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Große Fortschritte gab es auch bei der Finanzierung. Die Mittel für den Naturschutz sollen aus dem Abbau von 500 Milliarden Dollar umweltschädlicher Subventionen kommen, plus 30 Milliarden Dollar jährlich ab 2030 von den entwickelten Ländern. Dass sich die Staaten dazu durchringen konnten, ist gut, denn an der Finanzierung wird der Erfolg der Beschlüsse hängen. Doch genug ist das noch lange nicht.

Besonders herausgehoben wurde in Montreal die Rolle der indigenen Bevölkerung und der lokalen, ländlichen Gemeinden. Der Schutz der Natur muss mit ihnen und nicht gegen sie erfolgen, darin sind sich längst alle einig. Ein „Festungsnaturschutz“, der die Menschen ausschließt, ist ein Modell von gestern.

Schutzgebiete tragen ganz besonders zur Erhaltung der Lebensgrundlagen, nämlich der Wälder, der Flüsse, der Bestände an Tieren und Pflanzen bei. Wenn Festungsnaturschutz jedoch heißt, gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung eine Festung zu bauen gegen illegale Goldgewinnung, gegen die Abholzung der Wälder, gegen Monokulturen aus Soja oder Ölpalmen, gegen Straßen- und Staudammbau – dann kann man sagen: Ja, solche Festungen braucht es für die Menschen und die Natur.

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