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Von Blumenthal steht in einem blauen Kleid vor einem Banner mit blauer Schrift auf gelbem Grund und spricht in ein Mikrofon.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Julia von Blumenthal und die HU Berlin: Auf dem Sprung zurück zur Humboldt

Viadrina-Chefin Julia von Blumenthal darf am Dienstag mit einer Mehrheit für ihre Bewerbung als Präsidentin der Humboldt-Universität rechnen. Ein Stimmungsbild.

Kann Julia von Blumenthal an der Humboldt-Universität nur noch gewinnen? Alles deutet darauf hin, dass die 51-jährige Politikwissenschaftlerin und Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) am Dienstag zur Präsidentin der altehrwürdigen Berliner Universität mit Hauptsitz am Prachtboulevard Unter den Linden gewählt wird – mit all ihren Baustellen des 21. Jahrhunderts.

Nachdem ihr Mitbewerber Joybrato Mukherjee, Präsident der Uni Gießen und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, zu Beginn der vergangenen Woche hinwarf, weil er nicht einem rein männlichen Präsidium vorsitzen wollte, ist Blumenthal einzige Kandidatin.

Bei ihrer öffentlichen Bewerbungsrede vor dem Konzil am vergangenen Dienstag hat die ehemalige HU-Dekanin zuerst der Philosophischen und dann der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (2012 bis 2018) vieles richtig und nichts falsch gemacht. Mehr Dauerstellen für Postdoktorand:innen? Blumenthal will das schnell anpacken, gleichzeitig aber rechtliche und finanzielle Fragen geklärt wissen.

[Lesen Sie auch unseren Bericht über die Bewerbung im Konzil: Bekenntnis zu einer "besonderen Universität"]

Eine fünfte Position im Präsidium, wie sie Mukherjee für mehr Diversität und ein breiteres Spektrum forderte? Zu teuer, aber durch neue Beauftragte der Unileitung zu lösen. Die Rolle der Lehrkräftebildung? Über ein gangbares Modell will Blumenthal zuerst intern diskutieren. Die Digitalisierungs-Lücken der Uni will sie schnell schließen und „Future Skills“ der Studierenden fördern, darunter gesellschaftliche Verantwortung.

"Blumenthal ackert und steckt tief in der Materie"

Ein gewisses Unbehagen an der Alternative, Blumenthal zu wählen oder sie durchfallen zu lassen – was angesichts ihres zwar nicht mitreißenden, aber souveränen Auftritts kaum gerechtfertigt wäre – ist aber doch herauszuhören. Es sei in der jetzigen „Auswahlsituation“ von einer Bestätigung Blumenthals durch das Konzil auszugehen, für ein anderes Ergebnis gebe es keine Anhaltspunkte, sagt eine Professorin. Enthusiastischer sind andere: Blumenthal sei verlässlich, stecke tief in der Materie, „ackere“ – und sei selbst bei denen, die nicht ihrer Meinung sind, sehr respektiert.

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Die Gruppe der Studierenden allerdings hat angekündigt, Blumenthal ihre Stimmen zu verweigern. Die Studierendenvertreter:innen teilten im Anschluss an die Sitzung mit, Blumenthal sei für sie „nicht wählbar“. Zum einen sei schade, dass das Wahlgremium keine Auswahl habe, sondern nur eine Bewerberin „abnicken“ dürfe. Blumenthals Erklärung, sie wolle vertrauensvoll mit den Studierenden zusammenarbeiten, sei nicht ernst gemeint, unterstellen die Studierenden.

Die Wahlentscheidung stand aber schon vor der Anhörung im Konzil fest, wie sie auf Nachfrage des Tagesspiegels bestätigten. Überraschend kommt das kaum: Die Studierendenvertreter hatten Blumenthal schon einmal 2016 durchfallen lassen, als sie sich um das Amt der Vizepräsidentin für Lehre und Studium bewarb. Dafür allerdings brauchte sie die studentischen Stimmen, als Präsidentschaftskandidatin nicht.

In Kreisen der Professor:innenmehrheit hält man es für „unrealistisch, die anscheinend verfestigte Haltung“ der Studierenden noch zu ändern. So ist die Wahlaussage zwar keine gute Hypothek für Blumenthal. Aber wahlentscheidend dürfte sie nicht sein.

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