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Für die Überwinterung suchen Marienkäfer vor allem geschützte Hohlräume wie Rolllädenkästen oder Fensterritzen auf, um dort in einen Ruheschlaf zu fallen.

© dpa/Stefan Sauer

Besser nicht im Gemüsefach: Insekten suchen Winterquartier

Sie suchen den Schutz vor der Kälte und landen unversehens in unseren Wohnungen: Insekten sind im Herbst häufige Gäste in der Wohnung. Wie kann man ihnen helfen?

Kalt und nass ist es draußen geworden und die Wärme der Häuser hat dieser Tage eine besondere Anziehungskraft. Und zwar nicht nur auf die menschlichen Bewohner der Stadt, sondern auch für die Tiere. Besonders fallen die Insekten auf, die an Fassaden und an Fensterritzen sitzen und sich häufiger als sonst in die Wohnung verirren. 

„Gerade zu diesen klassischen sonnigen Herbstwetterlagen fliegen viele Insekten gern besonnte Fassaden an“, sagt Jens Esser, Insektenkundler von der Berliner Entomologie-Gesellschaft „Orion“. Zum Überwintern sei aber nicht jede Hauswand gleich geeignet. An einer Südfassade könnte das Winterquartier übermäßig stark erwärmen, wodurch die Tierchen aktiver werden und ihr Versteck verlassen. „Die Vögel freuen sich natürlich im Winter über so einen frischen Insektensnack.“

Die bunten Marienkäfer werden nicht so gern gefressen, sie sind giftig. Der Sommer war reich an Blattläusen und hat viele Marienkäfer hervorgebracht, die sich derzeit zuhauf auf Balkonen und in Fensterritzen verkriechen. Darunter sind vor allem der eingewanderte Asiatische Marienkäfer – recht groß und in unterschiedlichsten Farben und Musterungen – aber auch einheimische Arten, wie der kleinere Zweipunkt-Marienkäfer.

Asiatische Marienkäfer sind besonders hungrig, fressen etwa auch Käferlarven anderer Arten und schaffen mehr Vermehrungszyklen als ihre einheimischen Verwandten. Besonders häufig tritt er im städtischen Raum auf, wie Esser sagt, weil er hier „günstige Rahmenbedingungen“ vorfinde.

Gesellige Stinkwanzen

Für Laien leicht mit Käfern zu verwechseln sind die Baumwanzen mit ihrem robusten schildförmigen Körper und Streifen auf dem Rand des Hinterleibs. Anders als Käfer besitzen sie keine Beißwerkzeuge, sondern einen Saugrüssel, mit dem sie Pflanzen oder andere Insekten aussaugen. Gern finden sie sich in Grüppchen in geschützten Ecken zusammen.

Darunter sind die bräunlich gefärbte Marmorierte Baumwanze – ein asiatischer Neuzugang der letzten Jahre – und die heimische, sehr ähnliche anmutende Graue Gartenwanze. Die braunschwarze Amerikanische Kiefernwanze, die in unserer Region immer häufiger anzutreffen ist, ist leicht an ihren kräftigen Hinterbeinen zu erkennen. 

Charakteristisch für diese „Stinkwanzen“ ist das übelriechende Sekret, das sie bei Bedrohung absondern können. Hier gibt es interessante Unterschiede, erklärt Esser: „Die Duftnote der Kieferwanze geht in Richtung Apfelessig, während die marmorierte Baumwanze eher das klassische Wanzenaroma verströmt.“

Auf die Frage, ob man die fremdländischen Arten nicht besser bekämpfen sollte, wenn man sie in der Wohnung findet, will der Experte nicht eingehen. Viele Einwanderer oder „Neozoen“ würden sich hier mittelfristig eine Nische suchen und gut mit der einheimischen Flora und Fauna arrangieren. Gerade bei den variablen Arten möchte er sich eine „Triage“ mit der Frage „du bist angeblich lange hier und du bist eingewandert“, gar nicht vorstellen. Zudem sei die Bestimmung für Laien nicht immer einfach.  

Das ideale Quartier

Wenn die Tiere beim Durchlüften ins Innere der Häuser gelangen, solle man sie „an diesen berühmten sonnigen Herbsttagen direkt wieder hinauskomplimentieren“, sagt der Insektenkundler. Vorsichtig mit der bloßen Hand oder mit einem übergestülpten Becher und einem Blatt Papier. Denn eine Überwinterung in der Wohnung gelänge wohl nur im Gemüsefach des Kühlschranks. 

An den Häusern sind die Insekten auf der Suche nach Plätzen, die der losen Rinde an einem abgestorbenen Baum nahekommen. Spalten und Ritzen hinter Fassadenverkleidungen oder efeubewachsene Wände seien sehr beliebt – „das kriegen wir meistens gar nicht mit“. Die städtischen Tagfalter ziehe es häufig auf kühle Dachböden oder in Tiefgaragen. 

Florfliegen und Marienkäfer suchen auch gern in alten Doppelkastenfenstern Unterschlupf. Dort bleiben sie natürlich nicht ungestört. Zwischen Kiefernzapfen oder in der Holzwolle von Insektenhotels oder auch in Nistkästen seien sie dagegen gut aufgehoben, sagt Esser. Vor Frost schützen sich die Tiere durch das Einlagern des körpereigenen Frostschutzmittels Glycerin.

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