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Bewegung ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität von Kindern, der in der Covid-19-Pandemie zu kurz gekommen ist.

© Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Weniger Bewegung, mehr Süßigkeiten: Covid-19-Pandemie ließ Kinder an Gewicht zunehmen

Die Covid-19-Pandemie hat die Lebensgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen negativ beeinflusst. Jetzt sind die Politik und die Eltern gefordert.

Jedes sechste Kind in Deutschland ist während der Covid-19-Pandemie dicker geworden. Das hat eine heute veröffentlichte Forsa-Umfrage unter Eltern ergeben. Experten fordern nun ein ganzes Maßnahmenpaket aus Zuckersteuer, Werbeverboten für Ungesundes und einer Stärkung der Adipositas-Therapie.

Die repräsentative Eltern-Umfrage wurde von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) und dem Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der Technischen Universität München vorgestellt. Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen bewegt sich weniger als zuvor und ein Viertel isst mehr Süßwaren. Besonders die Zehn- bis Zwölfjährigen sind betroffen: Jedes dritte Kind in dieser Altersgruppe ist dicker geworden.

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Gesundheitliche Ungleichheit hat sich verschärft

Auch die Mediennutzung scheint sich langfristig verändert zu haben, vermuten die Autorinnen und Autoren. 70 Prozent der Kinder verbringen seit Pandemieausbruch und den angeordneten Lockdowns mehr Zeit vor Bildschirmen. Bei 33 Prozent hat sich die körperliche Fitness verschlechtert. Mit 43 Prozent sind Kinder aus einkommensschwachen Familien davon erheblich stärker betroffen als Kinder aus einkommensstarken Familien (25 Prozent).

„Eine Gewichtszunahme in dem Ausmaß wie seit Beginn der Pandemie haben wir zuvor noch nie gesehen“, sagte Susann Weihrauch-Blüher, Oberärztin an der Universitätskinderklinik Halle/Salle und DAG-Sprecherin. Schon vor Beginn der Pandemie waren 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Von ihnen ist jedes zweite Kind dicker geworden. Die Ärztinnen und Ärzte warnen vor gesundheitlichen Folgen wie Bluthochdruck, einer Fettleber und Diabetes.

Kinder und Jugendliche leiden auch häufiger unter seelischen Folgen. Fast die Hälfte der Zehn- bis Zwölfjährigen waren nach Aussage ihrer Eltern „mittel“ oder „stark“ von der Pandemie belastet, Kinder aus einkommensschwachen Familien mehr als doppelt so häufig „stark“. Die Corona-Krise hat damit die gesundheitliche Ungleichheit verschärft.

Forderungen für bessere Ernährung und Behandlung

„Die Folgen der Pandemie müssen aufgefangen werden, sonst werden die Corona-Kilos zum Bumerang für die Gesundheit einer ganzen Generation“, sagte Hans Hauner, EKFZ-Direktor und DAG-Vorstand. Die Forschenden fordern einen „Marshall-Plan für die Kindergesundheit“ mit einer Stärkung der Adipositas-Therapie, die in Deutschland chronisch unterfinanziert sei. Eine Kostenübernahme von Behandlungen müsse zur Regel werden und nicht die Ausnahme bleiben.

Von Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) fordert die Fachgesellschaft ein wirksames Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, eine Mehrwertsteuerbefreiung für Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte sowie eine Zuckersteuer für Süßgetränke nach britischem Vorbild. Die Eltern fordern die Expertinnen und Experten auf, den „Ernst der Lage zu erkennen“ und einen gesunden Lebensstil vorzuleben.

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