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25.07.2023, Griechenland, Gennadi: Gegen Abend erreichen Flammen die Ortschaft Gennadi, Anwohner stehen auf ihren Dächern vor riesigen Flammen und versuchen mit Wasserschläuchen ihre Häuser zu retten. Hitze am Mittelmeer - Tausende Menschen fliehen vor Waldbränden auf Rhodos. In Griechenland toben Waldbrände in zahlreichen Regionen. Betroffen sind auch beliebte Ferienorte wie die Inseln Rhodos und Korfu. Foto: Christoph Reichwein/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Christoph Reichwein

Hitzerekord für die Geschichtsbücher: Juli wird wahrscheinlich heißester Monat seit Jahrtausenden

Eine aktuelle Analyse hat nun bestätigt, dass der Juli 2023 weltweit der heißeste Monat seit Wetteraufzeichnungen ist. Während Deutschland eher auf dem Mittelwert lag, gab es vielerorts zu hohe Temperaturen.

Der Juli wird der wärmste Juli-Monat seit wahrscheinlich 120.000 Jahren. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Klimaforschers Karsten Haustein von der Universität Leipzig hervor. Demnach wird die globale mittlere Oberflächentemperatur im Juli 2023 den wärmsten Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen deutlich übertreffen.

Die Analyse von Klimaforscher Haustein wurde mittlerweile durch die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus bestätigt, vorausgegangenen waren gleichlautende Einschätzungen anderer Institutionen. Für seine Analyse hat er Daten von Wettervorhersagemodellen, Wetterstationen, Radiosonden, Satelliten und natürlichen Klimaarchiven wie Baumringen oder Bohrkernen aus dem Eis und Sedimentgesteinen ausgewertet.

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Die Durchschnittstemperatur im Juli 2023 wird demnach 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. „Möglicherweise müssen wir bis Eem-Warmzeit vor rund 120.000 Jahren zurückgehen, um ähnlich warme Bedingungen zu finden“, schreibt Haustein in seiner Untersuchung. Allerdings würden die Temperaturdaten, die bis zu diesem Zeitpunkt zurückreichen, keine ausreichend hohe zeitliche Auflösung für eine sichere Aussage dazu liefern.

Der Temperaturanstieg von 1,5 Grad bedeutet jedoch nicht, dass das Ziel des Pariser Klimaabkommens, die Erderwärmung dauerhaft auf 1,5 Grad zu begrenzen, verfehlt wird. Denn es handelt sich um den Wert für einen Monat, die

Bereits in den Jahren 2016 und 2020 lagen einzelne Monate um 1,5 Grad oder mehr über dem vorindustriellen Mittel. Im Juli 2023 wurden diese Werte jedoch erstmals auf der Nordhalbkugel gemessen. Derzeit liegt die globale Temperatur 1,2 Grad über dem weltweiten Durchschnitt seit 1850.

Die Analyse zeigt, dass das erwartete Temperaturniveau im Juli im globalen Mittel 1,3 bis 1,7 Grad über der Durchschnittstemperatur vor Beginn der menschengemachten Erwärmung liegt. Damit wäre der Juli 2023 um 0,2 Grad wärmer als der bisher wärmste Sommermonat Juli 2019. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werde der Juli 2023 daher einen neuen globalen Hitzerekord aufstellen, so Haustein.

Natürlich sei der Juli noch nicht ganz vorbei, sagte Haustein bei der Vorstellung der Ergebnisse. Trotzdem könne man unter Berücksichtigung der Wettervorhersagen für die kommenden Tage schon jetzt sagen, dass ein Rekordstand erreicht werde. Der Klimawissenschaftler ist überzeugt: „Selbst wenn die nächsten Tage kühler werden, sind wir immer noch im Rekordbereich.“

Klimaexpertin Friederike Otto vom Imperial College in London sagte zu der Analyse, dass die globale Durchschnittstemperatur allein noch niemanden umbringe – extreme Wetterereignisse wie die aktuelle Hitzewelle im Mittelmeerraum aber schon. Diese hingen ganz klar mit dem „heißesten Juli aller Zeiten“ zusammen. Die Konsequenz: „Jedes Jahr sterben allein in Europa Tausende von Menschen an den Folgen von extremer Hitze.“ Kühler werde es auf der Erde trotz aller möglichen Bemühungen nicht mehr, sagte Otto. Deswegen müssten die Menschen sich anpassen und ihnen ermöglicht werden, mit extremen Bedingungen im Sommer zu leben.

Hitzerekord und El Niño

Der aktuelle Rekord fällt mit dem Beginn des pazifischen Klimaphänomens El Niño zusammen. Haustein sieht aber nur einen indirekten Zusammenhang. „Auch wenn dieses Phänomen zu den aktuellen Temperaturen beigetragen hat, ist die Hauptursache für die aktuellen Rekordtemperaturen die anhaltende Freisetzung großer Mengen von Treibhausgasen in die Erdatmosphäre durch den Menschen“, so Haustein in seiner Analyse.

Die Auswirkungen von El Niño werden erfahrungsgemäß erst in der zweiten Jahreshälfte voll zum Tragen kommen. „Deshalb werden dem Juni und jetzt dem Juli wahrscheinlich bis mindestens Anfang 2024 weitere warme Rekordmonate folgen“, so der Klimaforscher vom Expertendienst Physik, Geowissenschaften und Meteorologie der Uni Leipzig.

Deutschland durchschnittlich

Weniger rekordverdächtig ist die Entwicklung in Deutschland, wo die Juli-Temperatur nach einer eher wechselhaften zweiten Monatshälfte voraussichtlich das Mittel der Jahre 1991 bis 2020 nur minimal übertreffen wird. „Der Norden und Teile Westeuropas hatten das Glück, den Monat weitgehend unter einer Wolkendecke zu verbringen“, sagte dazu Klimaforscher Haustein. „Während in den meisten anderen dicht besiedelten Regionen überdurchschnittliche Temperaturen herrschten, wie man sie auf einem sich rasch erwärmenden Planeten erwarten würde.”

Unterdessen wurde auch im Oberflächenwasser des Mittelmeers ein neuer Temperaturrekord gemessen. Am Montag, 24. Juli, betrug die Durchschnittstemperatur an der Wasseroberfläche 28,71 Grad, wie aus Daten von Copernicus hervorgeht. Nach Angaben des Instituts für Meereswissenschaften (ICM) in Barcelona ist dies die höchste Tagestemperatur, die jemals im Mittelmeer gemessen wurde. Der bisherige Rekord aus dem Hitzesommer 2003 lag demnach bei 28,25 Grad.

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