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 Die Biochemikerin Carolyn Bertozzi erreichte die gute Nachricht in Kalifornien. 

© Foto: dpa / Noah Berger

Erster Nobelpreis für eine Frau in diesem Jahr: „Das ist einfach wundervoll.“

Sie haben ein einfaches Verfahren zur Verbindung von Molekülen auf den Weg gebracht. Dafür erhalten nun zwei US-Forschende und ein Däne den weltweit wichtigsten Forschungspreis.

Der Anruf des Nobelpreiskomitees erreichte die Biochemikerin Carolyn Bertozzi in den USA mitten in der Nacht. Stunden später konnte sie immer noch nicht ganz glauben, dass sie wirklich zusammen mit Barry Sharpless und Morten Meldal den diesjährigen Chemie-Nobelpreis erhält – als Vordenker der Klick-Chemie, mit der man Moleküle wie Legosteine zusammenbauen kann, etwa um neue Materialien und Medikamente zu schaffen.

Carolyn Bertozzi ist die erste Frau neben sechs Männern unter den diesjährigen Nobelpreisträgern, und erst die achte Frau, die bisher überhaupt den Chemie-Nobelpreis erhalten hat. Sie entwickelte die Klick-Chemie weiter und wendet sie zur Markierung in Zellen an, etwa in der Krebsmedizin.

„Ich bin völlig überwältigt. Ich sitze hier und kann kaum atmen“, sagte die 56-Jährige zugeschaltet zur Bekanntgabe der Preise in Stockholm. Der Preis werfe nun ein Licht auf das gesamte Forschungsgebiet. „Das ist einfach wundervoll.“ Das werde sich sicher sehr belebend auswirken.

Die Großmutter floh vor dem italienischen Faschismus in die USA

Für sie persönlich sei die Auszeichnung eine einmalige Möglichkeit, die Arbeit der vergangenen 25 Jahre reflektieren zu können, sagte Bertozzi, deren Großmutter vor dem italienischen Faschismus in die USA floh.

Carolyn Bertozzi stammt aus einer Familie von Wissenschaftlern: Ihr Vater war Nuklearphysiker am Massachusetts Institute of Technology (MIT), ihre Mutter arbeitete ebenfalls dort. Auch die vier Schwestern ihres Vaters waren Forscherinnen.

Bertozzi studierte in Harvard Chemie - wegen der Moleküle. „Ich wollte eigentlich Biologie wählen, aber als ich meinen ersten Chemiekurs hatte, dachte ich, dass Moleküle wie Menschen sind“, sagte Bertozzi einmal in einem Interview. „Sie sind lustig.“ Die Wissenschaftlerin engagiert sich als Aktivistin für Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell oder Transgender sind.

Was sie mit dem Preisgeld – knapp 920.000 Euro, die sie sich mit den anderen beiden Preisträgern teilt – machen wird, wisse sie noch nicht, sagte die Professorin der Stanford University, die Ehrendoktorin der FU Berlin und Mitglied der Leopoldina ist.

Barry Sharpless aus den USA erhält bereits zum zweiten Mal einen Nobelpreis.

© Foto: REUTERS / SCRIPPS RESEARCH TRANSLATIONAL INSTITUTE

Der 81-jährige Barry Sharpless aus den USA erhält bereits zum zweiten Mal einen Nobelpreis – insgesamt erhielten einschließlich Sharpless nur sieben Menschen oder Organisationen zweimal den Preis. 2001 war er bereits mit dem Chemie-Nobelpreis geehrt worden. Die doppelte Auszeichnung sei zwar sehr ungewöhnlich, so Olof Ramström vom Nobelpreis-Komitee.

Doch Sharpless habe das verdient, denn seine Arbeit sei von enormer Bedeutung. Der Chemiker, der am Dartmouth College studierte, ist seit 1990 Professor am Scripps Research Institute. Sein wissenschaftlicher Weg hatte ihn zuvor von Stanford über Harvard zum Massachusetts Institute of Technology geführt.

Barry Sharpless ging als Kind gerne angeln. Er wollte wie sein Onkel Kapitän eines Fischerbootes werden, entschied sich dann aber doch für ein Chemiestudium an der Elite-Universität Dartmouth und stellte sich schon im ersten Semester als Bester seines Jahrgangs heraus. Er gilt als bescheiden, aber auch als unkonventionell und exzentrisch.

Die Arbeit des dänischen Chemikers Morten Meldal (68) wird laut Scopus-Index weltweit stark wahrgenommen. 

© Foto: AFP / PHILIP DAVALI

2002 stellten Barry Sharpless und der Däne Morten Meldal unabhängig voneinander die wohl berühmteste Klick-Reaktion vor, die sogenannte Kupfer-katalysierte Azid-Alkin-Cycloaddition, womit sich Moleküle sehr einfach verbinden lassen.

Der Chemiker Morten Meldal (68) war als Post-Doktorand in Cambridge und ist seit 2011 Professor für Nanochemie an der Universität Kopenhagen. Von seinen Kollegen wird er als zurückhaltend beschrieben. Seine Arbeit wird laut Scopus-Index weltweit stark wahrgenommen und er ist Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften. (mit dpa)

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