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Aus diesem und einem weiteren Schädelfragment wurde Erbgut gewonnen und analysiert.

© IJM/CNRS/Eva-Maria Geigl

Frühe Europäer: Kamen die modernen Menschen aus dem Osten?

Die Geschichte der ersten Europäer ist eines der großen Rätsel der Forschung. Schädelfragmente von der Krim liefern neue Hinweise.

Die ersten modernen Menschen (Homo sapiens), die nach Europa kamen, sind vor ungefähr 40.000 Jahren anscheinend mit den Neandertalern verschwunden, ohne im Erbgut heutiger Menschen Spuren hinterlassen zu haben. Anders verhält es sich aber bei Neuankömmlingen vor vielleicht 38.000 Jahren, über die eine Gruppe um Eva-Maria Geigl und Thierry Grange von der Universität von Paris in der Zeitschrift „Nature Ecology & Evolution“ berichtet.

Das Team stützt sich auf Erbgut-Analysen von Proben aus zwei rund 36.000 und 37.000 Jahre alten Schädel-Fragmenten, die auf der Halbinsel Krim in der „Buran-Kaya III“ genannten Fundstätte entdeckt worden sind. Das Erbgut ähnelt nicht nur stark der DNA von Menschen, die Jahrtausende später im Südwesten Frankreichs die Gravettien-Kultur pflegten, sondern auch dem Erbgut der gleichzeitig in der Nähe des Kaukasus lebenden Bevölkerung. Zudem fand das Team im Erbgut aus Buran-Kaya III auch eindeutige Spuren der ersten Homo-sapiens-Einwanderer, die vor rund 45.000 Jahren im Gebiet des heutigen Tschechiens lebten, erklärte Eva-Maria Geigl.

Diese Menschen lebten gleichzeitig mit den Neandertalern, deren Vorfahren seit einigen hunderttausend Jahre in Europa zu Hause waren. Dann aber krempelten zwei Veränderungen die Lebensverhältnisse in weiten Teilen Europas um. Vor knapp 40.000 Jahren kam es auf dem Gebiet des heutigen Italiens, in den Phlegräischen Feldern, die auch derzeit wieder sehr unruhig sind, zu einer Super-Eruption, die den Süden, Südosten und Osten Europas mit einer dicken Schicht aus Vulkanasche überzog. Etwa zur gleichen Zeit sackten die Temperaturen in Europa deutlich ab. Gletscher rückten vor und in den davor liegenden Gebieten veränderte die Natur sich sehr stark. Die Spuren von Neandertalern und modernen Menschen verlieren sich.

Einige Menschen der ersten Einwanderung vor mindestens 45.000 Jahren aber hatten überlebt: Spuren dieser Einwanderungswelle finden sich im Erbgut der Schädelfragmente von Buran-Kaya III. Auf dem Weg zum Europäer des 21. Jahrhunderts gingen diese dann verloren, während wir noch heute das Erbe der Menschen von Buran-Kaya III und der Gravettien-Kultur in uns tragen.

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