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Jackeline, 26, holds her son who is 4-months old and born with microcephaly, in front of their house in Olinda, near Recife, Brazil, in this February 11, 2016 file photo. Evidence is building for the theory that Zika can cause newborn brain defects, and the World Health Organization is promising more answers in weeks, but nailing a definitive link will be neither simple nor swift. Picking apart numerous potential connections between mothers who show evidence of infection with the mosquito-borne virus and babies born with microcephaly, in which the head is abnormally small, will require precision and patience, specialists say. To match Insight HEALTH-ZIKA/MICROCEPHALY REUTERS/Nacho Doce/Files TPX IMAGES OF THE DAY

© REUTERS / Nacho Doce/Reuters

Tagesspiegel Plus

Milde Infektion, schwerwiegende Folgen: Die Seuche, die zigtausend Ungeborene traf

Seit 2016 war bekannt, dass Zika-Viren die Hirnentwicklung von Föten stören und Mikrozephalie auslösen. Ärzte warnten. Doch die Behörden taten nichts. 

Im Spital von El Tambo herrscht rege Betriebsamkeit. In der Kinderambulanz der Kleinstadt im Westen von Kolumbien sitzen mehrere Dutzende Mütter mit ihren Babys und Kleinkindern im Wartesaal. Ein etwa sechs Jahre altes Mädchen wird in einem Rollstuhl in den Untersuchungsraum gefahren. Das Mädchen leidet an dem angeborenen Zika-Virus-Syndrom. Dessen auffälligstes Krankheitszeichen ist ein krankhaft kleiner Kopf mit einem unterentwickelten Gehirn. Das Kind kann nicht stehen und nicht gehen. Sein Sprachvermögen und die anderen kognitiven Fähigkeiten entsprechen etwa denen einer Dreijährigen.

Die kleine Patientin aus El Tambo teilt ihr Schicksal mit Zigtausenden anderer Kinder, die während der Zika-Virus-Epidemie zwischen 2014 und 2019 geboren wurden. Allein für Kolumbien gibt das kolumbianische Gesundheitsministerium die Zahl der Zika-geschädigten Kinder mit rund 1120 an. In Brasilien, wo das Zika-Virus besonders wütete, schätzt die Medizinstatistikbehörde „Sinan“ die Zahl der Betroffenen auf 6900 bis 7560.

Für die anderen Länder gibt es keine belastbaren Zahlen. Experten vermuten, dass in Mittel- und Südamerika und der Karibik wahrscheinlich rund 15000 Kinder mit einer Mikrozephalie geboren wurden. Eine Katastrophe, die zumindest teilweise hätte verhindert werden können, wie aktuelle Untersuchungen zeigen.

Harmlose Infektion für werdende Mütter mit schwerwiegenden Folgen fürs Ungeborene

Die Ursache der Missbildung ist eine Übertragung des Zika-Virus von der Mutter auf den Fötus in der Frühphase der Schwangerschaft. Während bei den Müttern die Infektion in der Mehrzahl der Fälle symptomlos verläuft, wird bei rund sechs Prozent aller Schwangerschaften das Virus über den Mutterkuchen auf den Fötus übertragen. Dringt der Erreger in das sich gerade entwickelnde Zentralnervensystem ein, verursacht er gravierende neurologische Entwicklungsstörungen. Die offenkundigste ist der extrem kleine Kopf, die Mikrozephalie.

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