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Old Faithful Geysir im Yellowstone National Park.

© imago/imagebroker/Andy Dean

Heute vor 153 Jahren: Expedition in den Yellowstone-Nationalpark

Die „Washburn-Langford-Doane Expedition“ führte zur Gründung des Yellowstone-Nationalparks. Er gilt heute als Paradebeispiel, wie Ökosysteme in ihren natürlichen Zustand zurückkehren können.

Eine Kolumne von Stephanie Eichler

Am 22. August 1870, heute vor 153 Jahren, startete unter der Leitung des Politikers Henry C. Washburn und des Geschäftsmanns Nathaniel P. Langford die zweite offizielle Expedition in das Gebiet des heutigen Yellowstone-Nationalparks. Fünf Kavalleristen, über die Leutnant Gustavus C. Doane das Kommando übernahm, boten der Gruppe militärischen Schutz.

Der Landstrich war seit über 10.000 Jahren von Indigenen, wie dem Volk der Shoshonen oder den Absaroka, besiedelt, die ersten Weißen kamen hingegen spät, als Erster erkundete 1806 der Trapper John Colter das Gebiet. Vermutlich ist das der Grund dafür, weshalb diese einzigartige Landschaft – mit geothermalen Quellen, Geysiren und Schlammvulkanen  – weitgehend unangetastet erhalten geblieben war.

Die Gruppe um Washburn durchquerte Täler, bestieg Gipfel, folgte dem Ost- und Südufer des Yellowstone Sees und erkundete die Geysire, darunter auch den „Old Faithful“. (Forscher nannten ihn später den „alten Getreuen“, weil er Wasser in kurzen und regelmäßigen Abständen ausstieß.)

Ein Mitglied ging verloren, wurde aber nach 37 Tagen wiedergefunden, ausgemergelt und halluzinierend. Artikel über das sechswöchige Abenteuer erschienen in der Tageszeitung „New York Herald“. Das öffentliche Interesse war groß – wohl ein Grund dafür, weshalb die US-Regierung den Landstrich im März 1872 zum weltweit ersten Nationalpark erklärte.

Noch heute leben dort Bisons und Elche, Pumas und Luchse. Der Wolf, der seit 1930 als ausgerottet galt, wurde 1995 wieder angesiedelt. Das hatte einen verblüffenden Effekt: Die Artenvielfalt insgesamt wurde größer. Denn ohne die Bedrohung durch den Wolf waren die Hirsche bequem geworden. Anstatt sich durch häufigen Standortwechsel zu schützen, blieben sie am Fluss und fraßen dort den Bibern die Weidenbäume weg, die ihnen besonders im Winter als Nahrung dienten. Mit der Rückkehr des Wolfs suchten die Hirsche nun wieder an vielen verschiedenen Stellen nach Futter und die Biber erholten sich. Sie bauten Dämme und stauten Wasser, woraufhin auch die Fischbestände wieder größer wurden.

Solche Kaskadeneffekte beobachten auch die Biologen von Rewilding Europe mit Sitz in den Niederlanden. Die Fachleute siedeln zum Beispiel Wisente, eine bedrohte europäische Bisonart, an. So könnte es gelingen, Europas Artenvielfalt wiederzubeleben.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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