zum Hauptinhalt
Nicht nur geträumt: einer der ersten Ballonflüge, Paris 1783.

© IMAGO/piemags

Heute vor 240 Jahren: Als ein Physiker die Schwerkraft überwand

Nach vielen Sicherheitstests genossen am 21. November 1783 zwei Herren erstmals eine besondere Aussicht auf Paris. Doch einem von ihnen widerfuhr bald das Schicksal vieler Flugpioniere.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Frühe Fluggeräte waren nicht gerade sicher. Otto Lilienthal riss sein Gleiter in den Tod. Der Motorflugpionier Orville Wright entging 1908 nur knapp diesem Schicksal. Sein Passagier Thomas Selfridge leider nicht.

Jean-François Pilâtre de Rozier unternahm am 21. November 1783, heute vor 240 Jahren, zusammen mit François d’Arlandes den ersten nicht per Seil gesicherten Ballonflug. Doch er starb bald darauf bei dem Versuch, den Ärmelkanal zu überqueren. Er und Kopilot Pierre Romain wurden so zu den ersten verbrieften Opfern der Luftfahrt. Lilienthal war der erste, der historisch gesichert infolge eines Flugzeugabsturzes starb, Selfridge der erste, der in einem Motorflieger zu Tode kam.

Unsicher sind auch viele historische Daten und Zuschreibungen. Lilienthal etwa war bestimmt nicht der Erste, der einen Gleiter flog. Aber seine Flüge sind gut dokumentiert. Die des in Bayern als Gustav Weißkopf geborenen amerikanischen Motorflugpioniers Gustave Whitehead etwa sind es nicht, obgleich es Berichte über dessen Erfolge schon Jahre vor den Gebrüdern Wright gab.

In North Carolina gelang den Gebrüdern Wright im Jahr 1903 der erste Flug mit einem Motor-Flugzeug.

© dapd

Selbst, ob der erste bekannte-bemannte Heißluftballon-Flug wirklich der erste war, ist unklar. Étienne Montgolfier soll ihn im Oktober 1783 in einem per Seil gesicherten Ballon unternommen haben. Doch es kann sein, dass sich andere anderswo schon lange vor ihm und seinem Bruder Michel derart in die Lüfte erhoben hatten, etwa der Brasilianer Bartolomeu de Gusmão um 1710 herum.

Erst einmal Tierversuche

Sicher dagegen ist eines: Bei den Montgolfiers ging es – aus Sicherheitsgründen – wissenschaftlicher zu als bei vielen späteren Luft- und Raumfahrtpionieren: Die ersten Ballonflüge unternahmen zum Beispiel keine Menschen, sondern Tiere. So wollte man testen, ob Lebewesen einen Flug überhaupt aushalten. Gewählt wurden, sehr überlegt: ein Schaf, das in seiner Physiologie dem Menschen am ähnlichsten schien, eine Taube als Tier, das ans hohe Fliegen gewöhnt ist, und als Kontrolle ein Hahn, der zwar ein Vogel, aber nicht eben ein Hochflieger war.

Und jener Pilâtre de Rozier, Pilot des ersten frei fliegenden Ballons, war Physiker. Sogar bei den Mondflügen der Nasa sah das ganz anders aus: Erst zur bislang letzten Landung im Dezember vor 51 Jahren war mit Harrison Schmitt der erste ausgebildete Wissenschaftler dabei.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false