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Blackbeard war sich seiner äußerlichen Wirkung bewusst.

© imago/United Archives International

Heute vor 305 Jahren: Der Bart und das Ende des Piraten Blackbeard

Lassen sich in der Geschichte von Blackbeard, dem wohl berühmtesten aller Piraten, Fakt und Mythos trennen? Und müsste es heute ein ähnlich schreckliches Ende mit ihm nehmen?

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Über den jungen Edward Teach ist wenig überliefert, nicht einmal sein Name lautete sicher so. Er könnte um das Jahr 1680 in Bristol in England geboren worden sein. Als junger Mann tat er Dienst in der britischen Marine. Als Freibeuter plünderte er im Spanischen Erbfolgekrieg spanische Schiffe. Aufgrund seiner seemännischen Fähigkeiten wurde Teach zum Kapitän ernannt.

Nach dem Krieg ging er von der Auftrags-Kaperfahrt zur Piraterie auf eigene Tasche über. Als „Blackbeard“ wurde er bereits zu Lebzeiten berühmt – und berüchtigt. Beides hält an. Seine furchteinflößende Erscheinung und seine räuberischen Taten auf den Westindischen Inseln und entlang der nordamerikanischen Ostküste sind Inspiration für Darstellungen von Piraten bis heute.

Blackbeard dürfte sich der Wirkung seines Äußeren bewusst gewesen sein, denn er setzte sie gezielt ein, um seine Opfer in Angst zu versetzen. Nach Berichten zog er mit brennenden Zündschnüren in den Kampf, die er sich unter seinem Hut befestigte. Sein namengebender Bart, er war schwarz, soll von unter den Augen bis zum Gürtel gereicht haben.

Blackbeard im Kampf mit Robert Maynard
Blackbeard im Kampf mit Robert Maynard

© IMAGO/Gemini Collection

Er soll auch im Wind geweht haben, als der Piratenjäger Robert Maynard, der vom Gouverneur von Virginia auf Blackbeard angesetzt worden war, dessen abgeschlagenen Kopf am 22. November 1718, heute vor 305 Jahren, an das Bugspriet seines Schiffes hängte. Der gefürchtete Pirat hatte sich überrumpeln lassen und war Maynard im direkten Kampf unterlegen.

Heutzutage wäre Blackbeard vielleicht gar nicht nicht kriminell geworden. Sein Erscheinungsbild hätte ihm laut einer Studie zumindest auch als ganz legal agierender Business-Typ Vorteile verschafft. So berichtete ein Forschungsteam von der texanischen St. Edward’s University vor einigen Jahren, dass Verkäufer mit Bart mehr verkaufen als glatt rasierte. Der Bart vermittele Kompetenz, was als wichtiger Faktor in Verkaufssituationen gilt.

Blackbeard könnte seine Gesichtsfrisur im Alltag als Piratenkapitän geholfen haben, nicht nur furchteinflößend, sondern auch kompetent gewirkt zu haben. Allerdings dürfte der Bart unter den lange zur See fahrenden Piraten kein Alleinstellungsmerkmal gewesen sein.

Ein weiteres mögliches Betätigungsfeld erschließt sich über Blackbeards nautische Fähigkeiten: als Flugzeugpilot. Denn es hat sich als unbegründet erwiesen, dass Piloten immer glatt rasiert sein müssen, damit sie im Notfall per Atemmaske sicher mit Atemluft versorgt werden können. Ein Forschungsteam testete Atemmasken an Bartträgern mit bis zu 40 Zentimetern Bartlänge, ohne signifikante Einschränkungen festzustellen.

Doch für den echten Blackbeard wären alle Resozialisierzungsversuche zu spät gekommen. Sein Körper soll nach seinem letzten Kampf gleich mehrere Schuss- und Stichwunden aufgewiesen haben. Er soll aber sehr wohl noch mehrere Runden um das Schiff geschwommen sein, als man ihn nach der Enthauptung über Bord warf. Dieses Detail liegt jenseits der historischen Fakten, doch es darf als Beleg dafür dienen, wie sehr Blackbeard die Fantasie von Menschen inspirierte.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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