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Nach dem Ereignis wurde eine leicht korrigierte Karte von dem Gebiet veröffentlicht, in dem die  Halleysche Sonnenfinsternis beobachtet werden konnte.

© Edmond Halley

Heute vor 308 Jahren: Halleys Sonnenfinsternis

Vor über 300 Jahren zeichnete der britische Astronom Edmond Halley die wohl erste Karte für „Sofi“-Fans. Dass er ziemlich richtig lag, war auch eine Bestätigung für ein modernes Weltbild.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Die von ihm vorausberechnete Rückkehr des heute nach ihm benannten Kometen „1P/Halley“ sollte Edmond Halley nicht mehr erleben. Aber am 3. Mai 1715, heute vor 308 Jahren, wurden andere Berechnungen des britischen Astronomen an einem Morgen mit einem Himmel von „perfektem Azurblau“ zu seinen Lebzeiten bestätigt. Der heitere Himmel sollte sich fast auf die Minute pünktlich eindrucksvoll verfinstern.

In weiten Teilen Englands war an diesem Tag eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten. An Orten wie London und Cambridge verfolgten Menschen, wie sich der Mond wie angekündigt vor die Sonne schob. Halley hatte Zeitpunkt und Dauer des Himmelspektakels auf vier Minuten genau vorausberechnet und auch das Gebiet auf einer Karte festgehalten, in dem sich die „Sofi“ beobachten ließ. Seine Prognose beruhte auf dem erst knapp 30 Jahre zuvor veröffentlichten Newton’schen Gravitationsgesetz.

Dass Newton von einem fallenden Apfel inspiriert wurde, ist wohl nur eine Geschichte. Das Ereignis kann aber durchaus als Beispiel für die Wirkung der Gravitation gelten: Alle Körper ziehen sich gegenseitig an. Die anziehenden Kräfte sind proportional zu den Massen der beiden Körper und nehmen zu, wenn sich ihr Abstand verringert. Es ist die gleiche Kraft, die den Apfel zu Boden fallen und den Mond um die Erde kreisen lässt, soll Newton schlagartig erkannt haben.

Um 1715 waren die Bewegungen des Erdtrabanten um seinen Planeten ein reges Forschungsfeld. Ihre Beobachtung sollte bei einem Problem helfen, für dessen Lösung das britische Parlament im Jahr 1714 eine Belohnung aussetzte: die Bestimmung des Längengrads auf See. Während es für gesuchte Breitengrade ausreicht, einen festen Punkt am Himmel wie den Nordpolarstern anzupeilen, ließ sich der willkürlich festgelegte Längengrad erst später berechnen: dank der Erfindung ausreichend genauer Uhren im Jahr 1750, die die Abweichung von der Sonnenzeit am Längengrad Null anzeigten.

Halley war ein Experte auf dem Gebiet der Mondumlaufbahn und konnte so auch die Sonnenfinsternis kommen sehen. Die Dokumentation des Himmelsspektakels darf auch als frühes Beispiel für Bürgerwissenschaften gelten. Halley hatte „Neugierige“ dazu aufgerufen, die Sonnenfinsternis zu beobachten, um künftige Vorhersagen zu verbessern.

Auf seiner vorab veröffentlichten Karte des Beobachtungsgebiets warnte Halley weniger Kundige davor, die Sonnenfinsternis etwa als böses Omen zu betrachten und warb für die Wissenschaft. Sie sei nichts weiter als das notwendige Ergebnis der Bewegungen von Sonne und Mond. „Und wie gut diese verstanden werden, wird sich durch diese Finsternis zeigen.“

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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