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Der Pilz Penicillium wurde zur Herstellung des ersten Antibiotikums Penicillin verwendet.

© Getty Images/iStockphoto / Dr_Microbe

Heute vor 83 Jahren: Der Siegeszug des Penicillins

Vier Mäuse waren es, deren Heilung am 25. Mai 1940 die Wirksamkeit des Penicillins belegte. Von nun an ließen sich Bakterieninfektionen mit einem Medikament stoppen.

Eine Kolumne von Jan Kixmüller

Eigentlich hatte bereits 1874 der Chirurg Theodor Billroth in Wien erkannt, dass ein Schimmelpilz das Wachstum von Bakterien hemmen kann. Doch sollte es noch über 50 Jahre dauern, bis der britische Mediziner und Bakteriologe Alexander Fleming 1928 im St. Mary’s Hospital in London eine Petrischale mit einer Staphylokokken-Kultur über die Sommerferien stehen ließ. Bei seiner Rückkehr erkannte er, dass auf dem Nährboden ein verirrter Schimmelpilz wuchs, der das Wachstum der Bakterien begrenzte. Damit war das Penicillin entdeckt.

Mit dem aus dem Pilz Penicillium notatum gewonnenen ersten Antibiotikum Penicillin wurden viele oft tödlich verlaufende Bakterieninfektionen wie Lungen- und Gehirnhautentzündung, Kindbettfieber, aber auch die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe behandelbar. Alexander Fleming erhielt zusammen mit den Oxford-Forschern Howard Florey und Ernst Chain 1945 den Nobelpreis für die Entdeckung des Penicillins.

Einer jedoch, ohne den der medizinische Einsatz des Penicillins nicht möglich geworden wäre, blieb ohne Ehrung. Norman George Heatly war es, der mit einem Tierversuch die Wirksamkeit des Penicillins belegte und in der Folge ein Verfahren zur industriellen Herstellung des Medikaments entwickelte.

Am 25. Mai 1940 hatte Heatley, der in Oxford zusammen mit Flory und Chain forschte, acht Mäuse mit Streptokokken infiziert. Vier davon gab er Penicillin und blieb über Nacht im Labor. Am nächsten Morgen waren die vier nicht behandelten Mäuse an der Bakterieninfektion gestorben, die Penicillin-Mäuse hingegen hatten überlebt. Es war der entscheidende Beweis für die Wirksamkeit des Stoffes, er verdeutlichte das Potenzial des Penicillins. Die Arbeit des Oxford-Teams läutete das Zeitalter der Antibiotika ein.

Heatley war es auch, der in der Folge ein Verfahren zur Reinigung des Penicillins entwickelte, die Rück-Extraktionstechnik. So erhielten die Forscher die notwendige Menge des Wirkstoffes für Versuche am Menschen. Am 12. Februar 1941 wurde der 43-jährige Polizist Albert Alexander als erster Mensch mit Penicillin behandelt, nachdem er sich durch eine Verletzung an einem Rosenstrauch eine Wundinfektion zugezogen hatte – andere Quellen sprechen von einer Verletzung durch einen Bombenangriff.

Das Antibiotikum zeigte seine Wirkung, doch war nicht ausreichend vorhanden. Trotz Rückgewinnung aus dem Urin des Patienten reichte die Menge noch nicht aus, um ihn endgültig von den Bakterien zu befreien. Der Patient erlitt im März einen Rückfall und starb einen Monat darauf.

Doch die Behandlungen gingen weiter und immer mehr Patienten wurden dank ausreichender Penicillin-Mengen geheilt. Der Siegeszug des Medikaments war nicht mehr aufzuhalten. Trotz zunehmender Resistenzen von Bakterien gegen den Wirkstoff rettet Penicillin bis heute vielen Erkrankten das Leben.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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