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Symbol sogar für Forscher: Bonnie Parker und Clyde Barrow

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Heute vor 89 Jahren: Herzlos wegen Bonnie and Clyde

Sie töteten 14 Menschen und dennoch wurden sie zum Symbol für unzertrennliche Liebe. Das inspirierte sogar ein paar nüchterne Naturwissenschaftler.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Im Januar 1930, begegnet die 20-jährige Bonnie Parker dem 21-jährigen Clyde Bowles, zusammen überfallen sie Geschäfte, töten 14 Menschen und werden am 23. Mai 1934, heute vor 89 Jahren, von der Polizei gestellt und erschossen.

Im Grunde ist die tragische Geschichte von Bonnie und Clyde schnell erzählt. Aber es wäre nur die halbe Wahrheit, denn das Paar ist nicht allein als rücksichtslos brutales, von der Polizei gejagtes Verbrecherduo in Erinnerung geblieben, sondern es ist zum Symbol für die größtmögliche Liebe und Leidenschaft füreinander, für die Unzertrennlichkeit zweier Menschen selbst unter den widrigsten Umständen geworden.

Pumporgan und Liebessymbol

Dutzende Filme, Theater- und Musikstücke haben die Geschichte der beiden Unglücklichen aufgegriffen, tausend Male wurde sie erzählt – doch dass sogar ein Gen nach ihnen benannt wurde, dürfte den wenigsten bekannt sein. Und naheliegenderweise geht es auch dabei um Herzschmerz, allerdings im weitesten Sinne.

Das Herz gilt den Menschen noch immer als Sitz, als Symbol der Liebe. Es schlägt schneller, wenn die geliebte Person sich nähert und scheint auszusetzen, wenn Angehimmelte das Weite suchen. Aber wie entwickelt es sich, wie formen sich Gefäße, Muskeln und Nerven zu jenem komplexen Pumporgan aus Vor- und Hauptkammern, die das Blut 60 bis 80 Mal pro Minute in die Lunge und den Körper drücken?

Um das herauszufinden, suchten die Entwicklungsbiologen Mark Fishman und Wolfgang Driever 1993 an der Harvard Universität nach Mutationen, die sich bei Zebrafischen auf die Entwicklung des Herzens auswirken. Einer ihrer damaligen Mitarbeiter, Alexander Schier, heute Professor am Biozentrum Basel, entdeckte dabei Zebrafisch-Embryonen, bei denen sich zwar die beiden Blutgefäße links und rechts im Körper bilden, aus denen sich normalerweise das Herz bildet. Aber aufgrund der Mutation kommen die beiden nicht zusammen, sodass zwei (defekte) Herzen in der Brust des Fisches entstehen.

Das Gen nannten die Forscher „Bonnie and Clyde“, denn „die beiden Herzschläuche waren nah beieinander und doch nie richtig dauerhaft zusammen“, erklärte Driever dem Tagesspiegel. „Das trifft wohl auch für das historische Paar zu.“ Außerdem sei die „Bonnie and Clyde“-Mutation letal, Larven sterben jung – so wie das Gangsterduo.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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