zum Hauptinhalt
Wer viel Zeit in der Natur verbringt, könnte bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente seltener einnehmen.

© Getty Images/Westend61 / Westend61

Kann das Grüne heilen?: Wer sich häufig in der Natur aufhält, nimmt weniger Medikamente ein

Ein Spaziergang im Park oder Joggen entlang eines Flusses: Zeit in der Natur, so finnische Forschende, könnte dazu führen, dass Menschen weniger Mittel gegen Depressionen oder Bluthochdruck einnehmen.

Kann das Grüne heilen? Wer viel Zeit in der Natur verbringt, könnte zumindest bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente seltener einnehmen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende im Fachmagazin „Occupational & Environmental Medicine“. Ein Team vom Finnischen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt in Kuopio, Ostfinnland, wertete Daten einer Umfrage zur Umweltgesundheit aus, die zwischen 2015 und 2016 stattgefunden hat.

Bei dieser Erhebung wurden Informationen darüber gesammelt, wie Bewohner:innen aus Helsinki, Espoo und Vantaa Grün- und Blauflächen erlebten. Diese drei Städte bilden gemeinsam eine großen Teil von Finnlands urbanen Gegenden.

Die Probanden wurden gefragt, wie oft sie sich zwischen Mai und September in der Natur aufhielten oder ob sie dort Sport trieben. Die Antwortmöglichkeiten reichten von nie bis zu fünf- oder mehr mal die Woche. Als „grüne Flächen“ wurden Wälder, Gärten, Parks, Schlossparks, Friedhöfe, Zoos, natürliches Grasland sowie Moore definiert, als „blaue Flächen“ das Meer, Seen und Flüsse.

Wahrscheinlich wird es dazu kommen, dass das Angebot an hochwertigen Grünflächen im städtischen Umfeld zunehmen und ihre aktive Nutzung gefördert wird.

Forschende am Finnischen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt in Kuopio

Die Befragten, die 25 Jahre oder älter waren, sollten auch angeben, ob und wie oft sie verschreibungspflichtige Medikamente gegen Angst, Schlaflosigkeit und Depressionen – die als Psychopharmaka bekannt sind – einnehmen, oder auch gegen Bluthochdruck sowie Asthma. Falls zutreffend, wie oft in den Zeiträumen „letzte Woche“ bis „vor über einem Jahr“. Die Analyse umfasste Angaben von 6000 Menschen.

Das Team berücksichtigte auch Daten zum Body-Mass-Index, Einkommen und Bildungsstand und stellte eine Verbindung zwischen der geringeren Einnahme der Medikamente und dem Aufenthalt in der Natur fest: Wer Wäldern oder Flüsse mindestens einmal die Woche aufsuchte, hatte eine um 33 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, Psychopharmaka einzunehmen. Bei Blutdruckmedikamenten sank sie um 36 Prozent, bei Asthmamedikamenten um 26 Prozent.

Eine Sommerhütte (Mökki) in Finnland. In Finnland sind selbst urbane Gegenden relativ grün. Die Natur ist für viele relativ schnell erreichbar.

© imago/Manngold

Bei einem Aufenthalt in der Natur mindestens fünfmal die Woche, sanken die entsprechenden Zahlen für die drei Medikamente noch mal um 22 (Psychopharmaka), 41 (Blutdruck) beziehungsweise 24 Prozent (Asthma).

Ursache und Wirkung können nicht geklärt werden

Abgeschwächt wurden die Zusammenhänge, wenn das Gewicht miteinbezogen wurde, insbesondere für Asthmamedikamente, da Fettleibigkeit ein bekannter Risikofaktor für Asthma ist, betonen die Forschenden. Die Ergebnisse waren unabhängig von Einkommen und Bildungsstand.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können Ursache und Wirkung nicht geklärt werden, schreibt das Team um Hauptautorin Anu Turunen. Es lagen keine Informationen über den Schweregrad der Erkrankungen der Teilnehmenden vor. So könnte ein besserer Gesundheitszustand es einer Person ermöglichen, mehr Zeit im Freien zu verbringen.

Klar ist jedoch: Die Ergebnisse stimmen mit vielen anderen Studien überein, die gesundheitsfördernden Wirkungen der Natur nahelegen.

In Finnland sind auch urbane Gegenden, wie Innenstädte, relativ grün, auch gibt es viele Flüsse, Seen. Wenn man Buchten und Inselufer mitzählt, ist die finnische Küstenlinie knapp 40.000 Kilometer lang. Wer sich also in der Natur aufhalten will, kann es schnell und mit geringem Aufwand tun.

„Wahrscheinlich wird es dazu kommen, dass das Angebot an hochwertigen Grünflächen im städtischen Umfeld zunehmen und ihre aktive Nutzung gefördert wird. Damit könnte die Gesundheit und das Wohlergehen von Bewohnern verbessert werden“, so die Autor:innen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false