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Ein Mädchen trägt im Unterricht Maske und hat eine Mütze auf.

© Boris Roessler/dpa

Offene und warme Schulen im Winter: „Das schulden wir den Kindern nach der Pandemie“

Die Kultusminister versprechen offene und warme Klassenräume im Energiesparwinter. Die Schulen stehen jetzt vor der großen Aufgabe, Lernrückstände aufzuholen und ukrainische Geflüchtete gut zu integrieren.

Die Schulen sollen in diesem Winter auf jeden Fall offen bleiben. Das bekräftigten die Kultusminister:innen der Länder jetzt erneut. Was das neue Infektionsschutzgesetzt bereits garantiert hat, könne die Energiekrise nicht infrage stellen, hieß es dazu.

Auch das Energiesparen werde kein Grund für Schulschließungen sein, beteuerte Karin Prien (CDU), Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) und Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, am Freitag in Berlin. Das schulde man den Kindern und Jugendlichen nach zweieinhalb Jahren Pandemie, sagte Prien. Tatsächlich hat die Bundesnetzagentur den Schulen als Teil der kritischen Infrastruktur bereits den Status besonders geschützter Kunden zugesichert.

Darüber hinaus sollen die Schulen nicht nur offen, sondern auch warm bleiben, versichern die Bildungsminister:innen. Die Temperatur in den Gebäuden solle nicht abgesenkt werden, sagte Prien und appellierte an die Träger, sich daran zu halten. „Schülerinnen und Schüler dürfen in ihren Klassenräumen nicht frieren“.

Was den Umgang mit der Corona-Pandemie betrifft, wollen die Kultusminister:innen dem Motto „Leben mit dem Virus“ folgen. Nach ihrer Auffassung sind Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte durch Infektionen und Impfungen bereits weitgehend immunisiert. Impfschutz nach den Empfehlungen der Stiko, Stoßlüften und Hygieneregeln nannte die KMK dabei als wichtige Voraussetzungen für ein sicheres Lernen im Winter.

193.100
Schüler:innen, die aus der Ukraine flüchten mussten, besuchen jetzt deutsche Schulen

Indes stehen die Lehrerinnen und Lehrer vor noch weiteren Herausforderungen, über die auch die KMK beriet. Zum einen ist der große Lernrückstand infolge der Schulschließungen in den letzten zwei Pandemiejahren noch immer spürbar, zum anderen gilt es, über 193.000 aus der Ukraine geflüchtete Schulkinder in den Unterricht zu integrieren. Und dies ist nur die Zahl derer, die schon zum Unterricht angemeldet wurden; sie dürfte aufgrund des anhaltenden Kriegs in den Folgemonaten weiter steigen.

Für ukrainische Jugendliche, die aufgrund der Flucht ihren Schulabschluss in der Sekundarstufe nicht machen konnten, sollen den Kultusministern zufolge „Anerkennungslösungen“ gefunden werden. Die Geflüchteten sollten zunächst Studienkollegs besuchen, an denen Vorbereitungskurse für ein Studium an deutschen Hochschulen angeboten werden. Prien betonte, es sei wichtig, Ukrainer:innen auch dadurch willkommen zu heißen, dass man ihnen die Anmeldung in der Schule und den Zugang zum Bildungssystem erleichtere.

Der Hamburger Schul-Senator und Sprecher der SPD-geführten Länder Ties Rabe (SPD) blickte indes mit großer Sorge auf die „dramatische Entwicklung“ bei den Lese-, Schreib- und Mathekenntnissen unter Grundschüler:innen. Er verwies auf eine Studie zum Bildungstrend im Primarbereich, der IQB-Studie von 2021, der zufolge rund 20 Prozent der Viertklässler nicht richtig lesen können.

Schülerinnen und Schüler dürfen in ihren Klassenräumen nicht frieren.

Karin Prien (CDU), Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder

Die Länder hätten nun das Beratungsgremium der KMK, die Ständige Wissenschaftliche Kommission, gebeten, Lösungsvorschläge dafür zu erarbeiten. In einer von Zuwanderung geprägten Gesellschaft könne man „in der Bildung nicht mehr weitermachen wie bisher“, sagte Rabe.

Ein Hindernis beim Aufholen der Lernrückstände wird in jedem Fall sein, die Finanzierungslücke zwischen den beiden großen Förderprogrammen des Bundes zu überbrücken. Das Corona-Aufholprogramm für Schüler:innen, bei denen das Lernen im Distanzunterricht zu kurz kam, endet im Frühjahr 2023. Die Nachfolge-Förderung des Bundes namens „Startchancenprogramm“ soll erst im Schuljahr 2024/25 beginnen. In der Zwischenzeit müssen die Länder Wege finden, Förderprogramme für lernschwache Kinder zu finanzieren.

Kritik am Plan der Kultusminister, am Präsenzunterricht unter allen Umständen festzuhalten, kam indes vom Verband Bildung und Erziehung (VBE). Der Verband begrüße dies zwar prinzipiell, doch stelle allein der drohende Personalmangel bei steigenden Corona-Infektionen die Umsetzung in Frage. Wegen der zahlreichen Krankheitsfälle hätten in manchen Bundesländern schon zu Anfang des Schuljahrs einzelne Klassen in den Distanzunterricht geschickt werden müssen, teilte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann in Reaktion auf das KMK-Statement mit.

Er warnte davor, falsche Hoffnungen bei den Eltern zu wecken und fügte hinzu: „Die Auffassung von Frau Prien, dass die Schulen gut auf Herbst und Winter vorbereitet sind, decken sich nicht mit den Meldungen, die uns derzeit aus den Ländern erreichen.“

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