zum Hauptinhalt
Allein vor dem Laptop? Für hybride Lehre ist durchaus Bedarf da.

© imago images/Westend61 / Marco Govel via www.imago-images.de

Pandemie und die Folgen: Normal ist längst noch nicht alles auf dem Campus

Die langfristigen Folgen der Pandemie auf den Hochschulbetrieb sind groß. Das zeigt eine Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus.

Endlich wieder Präsenzlehre, endlich wieder studentisches Miteinander auf dem Campus: Hochschulleitungen betonen immer wieder, dass an den Unis alles wieder zur Normalität zurückgekehrt ist und wie wichtig das sei.

Doch so richtig stimmt das nicht, wie eine Anhörung am Montag im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses zeigte: „Nach Corona gibt es eben kein Business as usual “, sagte Annette Simonis von der Landesvertretung Akademischer Mittelbau.

Dabei geht es nicht darum, dass die Präsenzlehre infrage gestellt wird. Auch wenn zum Beispiel Charité-Prodekan Martin Möckel prinzipiell den Bedarf von mehr Hybridformaten anerkannte, bei denen Studierende simultan vor Ort und von Zuhause aus ein Seminar belegen könnten. Vielmehr sind es die Langzeitauswirkungen, die vielen an den Hochschulen zu schaffen machen.

Für die Studierenden schilderte das Gabriel Tiedje von der Landesastenkonferenz. Für ihn stelle sich die große Frage, wie die Studierenden, die in der Pandemie verloren gegangen seien, wieder an die Hochschulen zurückgeholt werden könnten. Dafür sehe er noch kein Konzept. Ganz im Gegenteil würde der Druck wieder erhöht. Er plädierte daher dafür, in der Pandemie eingeführte Regeln zur Fristverlängerung bei Prüfungen, Freiversuche und längere Regelstudienzeiten beizubehalten.

Wir brauchen Entlastung für die Studierenden.

Gabriel Tiedje von der Landesastenkonferenz

„Wir brauchen Entlastung für die Studierenden“, forderte Tiedje – gerade weil wegen der steigenden Lebenshaltungskosten ebenso der Druck auf Studierende steige, Nebenjobs zu priorisieren, um ausreichend Geld zu verdienen. Längere Prüfungsfristen dürften bei den Unileitungen allerdings auf wenig Gegenliebe stoßen. FU-Präsident Günter M. Ziegler lehnte das jedenfalls ab: „Wir müssen auch hier zurück zur Normalität.“

Die Pandemie stellte für alle an den Unis eine große Belastung dar. Die dadurch entstandene Mehrarbeit oder Beschränkungen etwa beim Zugang zu Laboren und Archiven seien bis heute nicht kompensiert worden, sagte Annette Simonis. Für wissenschaftliche Mitarbeiter:innen sei Zeit für die eigene Weiterqualifikation und für die eigene Forschung oft unwiederbringlich verloren gegangen.

Frauen betreffe das in besonderem Maße, sagte Susanne Plaumann. Diese hätten bekanntermaßen deutlich mehr Carearbeit in der Pandemie leisten müssen, bei Wissenschaftlerinnen habe sich das etwa in weniger Publikationen niedergeschlagen.

Diese könnten daher künftig bei Berufungen besonders benachteiligt sein, weil ihnen der nötige Output fehle, befürchtete Plaumann. Dabei gehe es auch um die neuen, entfristeten Post-Doc-Stellen in Berlin. Programme, die nach Corona die Situation von Wissenschaftlerinnen verbessern, sehe sie bisher kaum. Plaumann forderte unter anderem ein genaues Berufungsmonitoring – um zu verhindern, dass der Frauenanteil bei neuen Stellen und Professuren wieder sinkt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false