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Am Donnerstag startete die FU die „Aktionswochen gegen Antisemitismus“.

© imago/Schöning/IMAGO/Schoening

Propalästinensischer Protest an der Freien Universität: Uni-Leitung unzufrieden mit Berichterstattung

Der FU-Präsident und der Akademische Senat stören sich an dem Bild, das Medien von der Besetzung eines Hörsaals durch Studierende im Zuge des Nahost-Konflikts zeichnen. Auch die Bundesforschungsministerin wird kritisiert.

Demonstrationen, Kundgebungen, Besetzungen: Der Krieg in Israel und Palästina hat zu einer aufgeheizten Situation an der Freien Universität Berlin geführt. Es haben sich unter Studierenden Lager gebildet, beide rufen zu Solidarität mit ihrer Seite auf.

Am Dienstag, dem 23. Januar, berichtete das ZDF-Magazin „Frontal“ über Antisemitismus an der FU – und wählte eine Darstellung, an der sich Günter Ziegler, Präsident der FU, stört. „Medial wird der Anschein erweckt, dass Antisemiten ungehindert auf dem Campus agieren. Das gibt ein falsches Bild wieder“, sagte Ziegler bei der Sitzung des Akademischen Senats (AS) der Uni am Mittwoch.

Nachdem das Präsidium von der Besetzung erfahren habe, so Ziegler, habe man sich zunächst ein Bild von der Lage machen wollen. Weil die propalästinensischen Besetzer die israel-solidarischen Gegendemonstranten erst nicht in den Hörsaal ließen, habe sich die Stimmung aufgeheizt. Als der Dialog schließlich ganz scheiterte, habe das Präsidium in Absprache mit der Polizei die Räumung des Hörsaals um 16 Uhr angekündigt. Die Polizei kam dem allerdings erst um 18 Uhr nach. Ziegler kritisierte, der „Frontal“-Bericht suggeriere, die Uni-Leitung habe zu spät eingegriffen. Er erklärte aber auch, nach dieser Erfahrung das nächste Mal schneller zu entscheiden.

Forderungen nach der Exmatrikulation von Studierenden, die an der Besetzung teilnahmen, wies Ziegler zurück: „Das sieht das Berliner Hochschulgesetz nicht vor und das löst auch nicht das gesamtgesellschaftliche Problem des Antisemitismus und Rassismus.“ Unter anderen Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung (FDP), hatte diese Forderung gestellt. Statt „Law-and-Order-Politik“ zu betreiben, verstehe sich die FU als offene und dialogbereite Universität, in der jeder seine Meinung äußern könne, solange dies respektvoll geschehe, setzte der Präsident dem entgegen.

Mit Wissen und Dialog gegen Polarisierung

Als Reaktion auf die Vorgänge auf dem Campus hat die FU nun einige Maßnahmen geplant. Auf Initiative von Lehrenden starteten am Donnerstag die „Aktionswochen gegen Antisemitismus“. Lehrende seien aufgerufen, bis zum Sommer eine Seminarsitzung mit ihren Studierenden dazu zu nutzen, sich mit dem Konflikt auseinanderzusetzen, so FU-Vizepräsidentin Verena Blechinger-Talcott. Es werde Workshops zur Sensibilisierung von Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitenden sowie öffentliche Veranstaltungen geben, die Uni habe jetzt auch eine Ansprechperson für Betroffene von Antisemitismus. „Dass sich jüdische und israelische Studierende auf dem Campus unsicher fühlen, erschüttert mich“, kommentierte Blechinger-Talcott.

Aus dem Akademischen Senat erhielt das Präsidium für den Umgang mit der Situation auf dem Campus Lob. Eine Teilnehmerin sagte, sie sei stolz darauf, an der FU zu arbeiten – und bekam dafür viel Zustimmung. Man müsse dennoch aufpassen, sich nicht von der teilweise falschen medialen Darstellung treiben zu lassen, mahnte ein anderes AS-Mitglied an.

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