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Studierende laufen am 11. Oktober 2022 am Hauptgebäude der TU Berlin entlang.

© Tsp/Burchard

Start des Wintersemesters: Studierende brauchen mehr als warme Worte

Aus dem Präsenz-Versprechen der Unileitungen muss eine Garantie werden – mit nicht zu kalten Hörsälen und vielen studentischen Arbeitsräumen.

Ein Kommentar von Amory Burchard

Willkommen zurück auf dem Campus.“ So begrüßt ein Banner am Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin die Studierenden. Eine schöne, aber etwas zu schlichte Formel. Denn Studis verdienen mehr als warme Worte zum Start des Wintersemesters. Wie die Schulen brauchen sie eine politische Garantie, dass die Unis trotz Energiekrise und Pandemie offenbleiben. Die Hochschulen müssen sich sogar weiter öffnen und die Studierenden nachdrücklicher auf den Campus einladen als vor der Pandemie.

Denn auch sie sind essentielle Bildungseinrichtungen mit einer Schlüsselrolle für die Zukunft unseres Landes. Ihre Lernenden sind vielfach ähnlich pandemiegeschädigt wie die Schüler. Der studentische Nachholbedarf an Stoff und sozialem Gewebe muss höchste Priorität haben.

Ein schwer beheizbares Audimax zu schließen, ist vertretbar, Treppenhäuser auszukühlen auch. Damit kann man die Energiespar-Pläne von zehn Prozent und möglichst mehr umsetzen, wie sie Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote belohnen will. Die grüne Senatorin verspricht im Gegenzug, steigende Energiekosten in dreistelliger Millionenhöhe zu übernehmen. Jetzt muss sie das auch beim Finanzsenator durchsetzen. Denn sonst droht doch noch der Blackout und damit ein erneuter Campus-Lockdown.

Wenn in studentischen Apartments und WGs die Heizungen runtergedreht werden und es zu kalt zum Lernen wird, sind zudem mehr warme und auch in den Abendstunden geöffnete Räume für Arbeitsgruppen gefragt.

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Sie fehlten schon vor der Pandemie und jetzt wäre die Gelegenheit, endlich genügend solcher akademischen Wärmestuben einzurichten. Und nicht etwa über ihre Schließung in den Nachtstunden nachzudenken, in denen sie für den Abgabe-Endspurt besonders gebraucht werden.

Mit Blick auf steigende Coronazahlen reicht auch das pauschale „Präsenz-Versprechen“ nicht, das die Berliner Unileitungen abgegeben haben. Aus dem FFP2-Masken-Appell – den schon bei den Erstsemesterbegrüßungen kaum jemand befolgt hat – muss eine Maskenpflicht in vollen Hörsälen werden. Das will nun auch Senatorin Gote, und die Hochschulen, aber auch die Studierenden selbst, sollten ihr umgehend folgen. Andernfalls könnte das ersehnte Lernen und Kennenlernen auf dem Campus zum Superspreader-Event zu werden.

Sollten dann trotz aller Vorsicht wieder viele Studierende und Lehrende erkranken oder in Quarantäne geraten, trägt das Präsenz-Versprechen ohnehin nicht mehr. Und dann? Könnten die Unis beweisen, was sie in den Corona-Semestern gelernt haben sollten: Hybride Lehrangebote zu machen, um Vorlesungen und Übungen parallel auf dem Campus und im Homeoffice anzubieten. Das wünschen sich auch chronisch Kranke und junge Eltern, die Studium oder den Job an der Uni und den Familienalltag unter einen Hut bringen müssen.

Nicht nachvollziehbar ist indes, dass nun ausgerechnet das Aufhol-Programm nach Corona, das der Berliner Senat nun nicht nur Schulen, sondern auch den Berliner Hochschulen finanzieren will, mit „digitalen Lehr-Lern-Szenarien“ geplant wird. Pandemiegeplagten Studierenden, die in den Online-Semestern den Anschluss verloren haben, mit Online-Inhalten helfen? Das kann kaum funktionieren.

Wer die coronageschädigte Studi-Generation verlässlich auf den Campus zurückholt, ihr mitreißende Vorlesungen, didaktisch vorbildliche Tutorien, viel Platz zum gemeinsamen Lernen und größtmögliche Sicherheit bietet, kann das etwas laue „Willkommen zurück auf dem Campus“ mit Wärme und Leben erfüllen.

Bei alledem muss es eine klare politische Linie geben. Berlin ist Wissenschaftsstadt. Da sollte es selbstverständlich sein, dass in den Unis nicht die Lichter ausgehen und die Studierenden nach Hause geschickt werden. Und das muss für das ganze Land gelten. Daher ist auch der Bund gefragt, doch die zuständige Ministerin schweigt bislang.

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