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Verbot von Plastikpartikeln in der EU: Gibt es bald weniger Müll?

Im Kampf gegen Mikroplastik setzt die EU auf ein Verbot, das seit Mitte Oktober gilt. Ist diese Maßnahme ausreichend? Drei Experten antworten.

Glitzer, Peelings, Mikroperlen - seit Mitte Oktober sind Plastikpartikel unter fünf Millimeter Größe in der Europäischen Union in Kosmetika, Waschmitteln oder ähnlichen Produkten verboten.

Damit soll verhindert werden, dass wie bislang jährlich 42.000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt gelangen und letztlich auch im menschlichen Körper Schäden verursacht. Vermutet, wenn auch nicht belegt, sind Einflüsse auf Immunsystem, Stoffwechsel, Darmflora und Fruchtbarkeit.

Aber kann das Verbot die zunehmende Plastikverschmutzung tatsächlich wirkungsvoll einschränken?

Drei Fachleute geben ihre Einschätzung. Alle Folgen von 3 auf 1 finden Sie hier.


Eine gute Maßnahme, aber Bürger müssen mitziehen

Das Mikroplastikverbot der EU ist eine gute Maßnahme, um Quellen zu minimieren, die man einfach abstellen kann. Die Aufnahme von Mikroplastik durch den Menschen wird dadurch in Teilen verringert – etwa beim Schminken mit Puder oder Lippenstift. Ein Teil der oralen Aufnahme und Inhalation wird mit dem neuen Verbot verhindert.

Allerdings macht primäres – also intentional zu Produkten hinzugefügtes – Mikroplastik nur einen geringen Teil des Mikroplastiks in der Umwelt aus. Hauptsächlich gelangt es durch unser tägliches Leben mit Plastikprodukten in die Umwelt – über Abnutzung und Abrieb, aber auch infolge der Vermüllung der Umwelt. Letzteres könnte leicht abgestellt werden, würden die Bürger mitziehen und ihren Müll mit nach Hause nehmen. Die neue Regelung ist also kein Tropfen auf den heißen Stein, aber sie verringert den Eintrag nur um einen kleinen Anteil. Wie groß dieser Anteil ist, ist schwierig zu quantifizieren. Wir wissen nicht, wie viel Mikroplastik insgesamt in der Umwelt vorhanden ist. Dafür ist die Datenlage zu lückenhaft.


Es gelangt dennoch viel Mikroplastik in die Umwelt

Es ist zu erwarten, dass das Verbot für diese bestimmten Produkte effektiv sein wird. Jedes Mikrogramm Plastik, das nicht in die Umwelt gelangt, ist gut. Bei vielen der Produkte, die vom Verbot bewusst zugesetzten Mikroplastiks betroffen sind, handelt es sich um solche, die besonders „nah“ an der Umwelt dran sind: Kunstrasen wird durch Regen unmittelbar „ausgeschwemmt“, Kosmetika landen beim Abschminken oftmals im Abwasser anstatt mit dem Abschminkpad zusammen im Abfalleimer, und Dünger landet direkt in der Erde.

Allerdings gibt es auch sehr große Mengen an nicht-bewusst zugefügtem Mikroplastik, das direkt in der Umwelt landet: etwa der Abrieb von Reifen oder Schuhsohlen, Lacke und Farben, die erneuert werden. Daher ist das Verbot ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und kann Signalwirkung haben, hätte aber auch noch weiter gefasst sein können und die Stoffe beinhalten, die chemisch gesehen zwar kein Mikroplastik sind, sich in der Umwelt aber ähnlich wie (Mikro-)Plastik verhalten, was die Schädlichkeit für Mensch, Natur und Umwelt betrifft – etwa Harze.


Schärft das Bewusstsein der Bevölkerung

2019 wurden in der EU 53 Millionen Tonnen Plastikmüll generiert, die Mengen an Plastikmüll steigen jährlich an. Ein Großteil davon wird recycelt oder einer thermischen Verwertung zugeführt. Aus in die Umwelt freigesetztem Plastik kann durch Verwitterung Mikroplastik entstehen, eine genaue Angabe, wieviel Tonnen das jährlich sind, gibt es nicht. Daher ist ein Vergleich zu den 42.000 Tonnen, die durch die neue Regelung eingespart werden sollen, nur schwer möglich.

Die Menge der hier regulierten Mikroplastik-Partikel deckt – im Vergleich zu Partikeln aus anderen Quellen, insbesondere aus der Verwitterung von größeren Plastikgegenständen unter Umweltbedingungen – nicht den Großteil ab. Da aber die Verwendung dieses bewusst zugesetzten Mikroplastiks relativ leicht vermieden werden kann, ist dies ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Vermutlich wird das Verbot von vielen Verbrauchern mitgetragen, und es hilft, das Bewusstsein der Bevölkerung angesichts der Problematik von Plastik in der Umwelt weiter zu schärfen.

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