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Kinder von „politischen Staatsfeinden“ wurden in der  DDR zwangsweise zur Adoption freigegeben.

© imago images/Cavan Images/Kelsey Smith via www.imago-images.de

Viele Fragen ungelöst: Opfer von Zwangsadoptionen in der DDR gesucht

In der DDR und der Sowjetischen Besatzungszone wurden politischen Staatsfeinden ihre Kinder weggenommen und zur Adoption freigegeben. Wenig ist darüber bekannt. Opfer und andere Zeitzeugen sind aufgerufen, sich zu melden.

In der DDR hat das SED-Regime Menschen, die ihm als „politische Staatsfeinde“ oder anderweitig politisch auffällig galten, ihre Kinder weggenommen und zwangsweise zur Adoption freigegeben. Nach aktuellem Forschungsstand konnten bislang sieben Fälle nachgewiesen werden.

Von einer ganz anderen Zahl spricht Andreas Laake, Initiator der „Interessengemeinschaft Gestohlene Kinder der DDR“. „Wir haben hier 1500 Mitglieder und eine Vielzahl mehr Menschen, die bei uns anrufen und den Verdacht hegen, ihr Kind sei zwangsadoptiert worden“, sagt er.

Wie viele Zwangsadoptionen gab es wirklich?

Doch wie viele waren es wirklich? Was waren die Gründe für die Adoption? Wie sind die betroffenen Eltern damit umgegangen? Wie die Kinder? Alles Fragen, auf die es derzeit keine wissenschaftlich fundierten Antworten gibt.

Wir suchen Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die mit uns ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu diesem Thema teilen, um das Thema gesellschaftlich aufzuarbeiten und zu verstehen, wie es den Personen ergangen ist und heute geht.

Emelie Compera, Institut für Psychologie, Universität Leipzig

Diese Antworten möchten jetzt Wissenschaftler der Uni Leipzig gemeinsam mit anderen, etwa des Deutschen Instituts für Heimerziehumngsforschung, sammeln. Das Projekt „Aufarbeitung von Zwangsadoptionen in der DDR/SBZ in der Zeit von 1945 und 1989“ wird finanziert und unterstützt vom Bundesinnenministerium. SBZ steht dabei für den Begriff „Sowjetische Besatzungszone“, der die Region bis zur Gründung der DDR 1949 beschrieb.

Gesucht werden Zeitzeugen, die ihre Geschichte erzählen

Die Wissenschaftler bitten deshalb Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, sich zu melden und Angaben zu ihrem Fall zu machen. Emelie Compera, eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen, sagt: „Wir suchen Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die mit uns ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu diesem Thema teilen, um das Thema gesellschaftlich aufzuarbeiten und zu verstehen, wie es den Personen ergangen ist und heute geht.“

Zu den Forschungsthemen gehören unter anderem Bedeutung, Umfang und historische Dimension der politisch motivierten Adoptionsverfahren sowie die Aufarbeitung der Umstände der Zwangsadoptionen.

Zudem soll der Zusammenhang zwischen politischer Haft, Ausreise oder anderweitiger politisch motivierter Repression gegen die leiblichen Eltern und dem Adoptionsverfahren hergestellt werden.

Zeitzeugen und Zeitzeuginnen können sich unter folgender Adresse online melden: https://medbefragung.uniklinikum-leipzig.de/ZADDR/index.php/512616?lang=de

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