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Viktoriya Sereda, Koordinatorin des Virtual Ukraine Institute for Advanced Study, bei der Eröffnung im Wissenschaftskolleg zu Berlin.

© Valeriia Semeniuk/TSP

Virtuelles Ukraine-Institut: Die Zukunft beginnt heute

Das Berliner Wissenschaftskolleg unterstützt ein virtuelles Ukraine-Institut. Die ersten Stipendiaten wurden jetzt vorgestellt. Das Projekt soll eine „Brücke in die Nachkriegszeit“ sein.

Noch ist das Ukraine-Institut nur virtuell begehbar, doch es hat bereits eine offizielle Adresse: die Shovkovychna-Straße Nummer 12 in Kiew. Bei der Eröffnungsfeier der Virtual Ukraine Institute for Advanced Study (VUIAS), zu der das Wissenschaftskolleg zu Berlin (Wiko) eingeladen hat, zeigt die wissenschaftliche Koordinatorin des VUIAS, Viktoriya Sereda, ein Foto des zweistöckigen Gebäudes im Stadtzentrum.

Bislang mietet das Institut dort nur ein kleines Büro, eine Person – der Projektkoordinator – arbeitet dort. Bald wird ein IT-Spezialist hinzukommen. Die Leiterin selbst ist in Berlin tätig, kurz vor Beginn der russischen Invasion der Ukraine kam sie hier an und hat jetzt ein Büro im Wiko.

Das virtuelle Forschungsinstitut wurde im September 2023 gegründet und wird in den ersten drei Jahren mit 960.000 Euro von der Volkswagenstiftung unterstützt. Auf der Berliner Feier wurde die erste Kohorte der Stipendiat:innen vorgestellt: 22 Ukrainer:innen, von denen die eine Hälfte weiterhin in der Heimat arbeitet, die andere Hälfte in Europa und den USA. Sie wurden unter 500 Bewerbern ausgewählt und kommen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Wie das Wiko ist auch auch VUIAS eine Einrichtung, die für alle Fächer offen ist.

Was sofort auffällt: Die männlichen Stipendiaten nehmen online an der Eröffnungsfeier teil, sie sind noch in der Ukraine. Vor Ort im Wiko sind nur die Forscherinnen. „Das Geschlecht war kein bewusstes Auswahlkriterium“, sagt Sereda. Das Geschlechterverhältnis verdeutlicht die Situation in der ukrainischen Wissenschaft während des Krieges. „Für uns ist es besonders wichtig, Frauen wie Männer zu unterstützen. Krieg und Migration haben in der ukrainischen Wissenschaft ein großes Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern verursacht.“ Mit dem hybriden Format wolle man beiden eine Chance geben.

Das Projekt ist eine Brücke in die Nachkriegszukunft.

Matthias Nöllenburg von der Volkswagenstiftung, die das VUIAS fördert.

Bis der Krieg vorbei ist, wird das Institut nur Ukrainer:innen unterstützen. Nach Kriegsende soll es jedoch zu einer internationalen Plattform werden. Forschende aus verschiedenen Ländern, deren Arbeit mit der Ukraine verbunden ist, sollen nach Kiew kommen. Der Programmleiter Matthias Nöllenburg der Volkswagenstiftung nennt das Projekt „eine Brücke in die Nachkriegszukunft“.

Das Berliner Wissenschaftskolleg hat bereits Erfahrung, internationale Einrichtungen nach seinem Vorbild aufzubauen. Bereits in den 1990er Jahren unterstützte das Wiko wissenschaftliche Reformen und Neugründungen im postsozialistischen Bulgarien und Rumänien. Für die Ukraine ist das Wiko-Modell – eine Forschungsenklave mit besten Bedingungen für fortgeschrittene Wissenschaftler:innen – jedoch eine Neuheit.

Und wie ist die Stimmungsbild an dem Abend? Die in Berlin lebende Schrifstellerin Kateryna Mishchenko, eine der Stipendiat:innen, sagt, sie alle wirkten „wahrscheinlich wie naive Optimisten“. Sie hoffe einfach auf eine Nachkriegszukunft, in der sich vieles geplantes realisieren lässt.

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