zum Hauptinhalt
Eine Elektronenmikroskopaufnahme zeigt das Coronavirus SARS-CoV-2.

© Niaid-Rml/ZUMA Wire/dpa

Mischvariante Deltakron: Was man über die neue Corona-Variante wissen sollte

Deltakron ist eine Kombination aus Delta und Omikron. Dem RKI ist ein Fall bekannt. Unter Fachleuten hält sich die Sorge in Grenzen.

Was Leondios Kostrikis, Professor für Biowissenschaften an der Universität von Zypern, und sein Team Anfang des Jahres in ihrem Labor entdeckt haben, sorgte kurzzeitig für Aufregung: Einen Coronavirus-Strang, der sich aus der Delta- und der Omikron-Variante zusammensetzt. Also eine Kreuzung, die zwei ungünstige Eigenschaften vereinen könnte: schnell ansteckend und gefährlich.

So die Erwartung, die dann aber schnell von einer Entwarnung abgelöst wurde. Die Proben im zypriotischen Labor wären verunreinigt gewesen, von „Irrtum“ und „Laborfehler“ war zu lesen.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Dabei hatten Virologen wie Christian Drosten davor gewarnt, dass zukünftig ein Virus entstehen könne, welches einerseits „das Spike-Protein des Omikron-Virus trägt, um weiterhin diesen Immunvorteil zu genießen, aber den Rest des Genoms des Delta-Virus hat“. Genau das ist nun passiert.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das Pariser Pasteur-Institut hat der internationalen Covid-Datenbank GISAID eine Genomsequenz übermittelt, die sich aus einem Delta- und einem Omikron-Virus zusammensetzt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die neue Variante bereits bestätigt.

Die für Corona zuständige WHO-Expertin Maria van Kerkhove war nicht besonders überrascht: „Wir kennen diese Rekombinante. Es ist eine Kombination aus Delta AY.4 und Omikron BA.1.“ Eine solche Rekombinante sei zu erwarten gewesen, wenn zwei Corona-Varianten wie Delta und Omikron so stark zirkulieren.

Wie ist Deltakron entstanden?

Ähnlich sieht es auch Jeffrey Barrett, der die Covid-19-Genominitiative beim Wellcome Trust Sanger Institut leitete. Rekombinante Varianten seien keine Seltenheit, sagte der Brite gegenüber dem Guardian. „Deltakron“ wäre nicht die erste und nicht die letzte, die bei Covid auftritt.

„Dies geschieht immer dann, wenn wir uns in der Übergangsphase von einer dominanten Variante zu einer anderen befinden, und ist normalerweise eine wissenschaftliche Kuriosität, aber nicht viel mehr als das.“ Wie sich Menschen damit infizieren?

[Lokale Corona-Updates gibt's zielgenau in unseren bezirklichen Newslettern vom Tagesspiegel, ganz unkompliziert und kostenlos bestellen unter leute.tagesspiegel.de]

Die Rekombinations-Varianten entstehen, wenn sich Personen gleichzeitig mit zwei Coronavirus-Varianten anstecken. Das könnte etwa um den Jahreswechsel geschehen sein, als Omikron die bisher dominantere Delta-Variante abgelöst hat.

Die Ansteckungen mit „Deltakron“ seien laut WHO in Europa noch auf sehr niedrigem Niveau, die Datenlage ist dementsprechend gering.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

RKI bestätigt einen Fall in Deutschland

Nach Angaben der Datenplattform GISAID scheint die Variante seit Anfang des Jahres im Umlauf zu sein. Bisher wurde Einzelfälle aus Frankreich, den Niederlanden und Dänemark gemeldet – in Großbritannien wurden Anfang Februar 32 Fälle erfasst, bei denen die Hybrid-Form gefunden wurde. Das Robert Koch-Institut kann gegenüber dem „Tagesspiegel“ eine Infektion mit einer „Deltakron“-Rekombinante in Deutschland bestätigen.

Aktuell beliebt bei tagesspiegel.de:

„Alle an das RKI übermittelten SARS-CoV-2 Genomsequenzen werden kontinuierlich auf neue Mutationen und neue Kombinationen von Mutationen überprüft. Falls der Verdacht auf ein Rekombinationsereignis besteht, wird die Genomsequenz unter Einbeziehung weiterer Daten zu der Probe einer intensiven Einzelanalyse unterzogen“, erklärt eine Sprecherin.

Wie gefährlich ist die Variante?

Die Variante spielt im aktuellen Infektionsgeschehen noch kaum eine Rolle. Keinen Grund zur Panik sehen daher auch Experten wie Luka Cicin-Sain, Leiter der Abteilung „Virale Immunologie“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Brauschweig.

Es sei zwar üblich, dass rekombinante Varianten entstehen, aber Deltakron wird derzeit nur vereinzelt beobachtet, was gegen einen Selektionsvorteil für diese Variante spricht, sagt er zum „Tagesspiegel“. Dass die Variante so gefährlich wie Delta und so ansteckend wie Omikron sei, glaubt er nicht.

„Da Deltakron-angesteckte Patienten auch keine besonders schwere Fälle waren, spricht eher dagegen, dass die Variante so gefährlich wie Delta und so ansteckend wie Omikron sein kann.“

Generell gilt jedoch das allgemeine Prinzip: Corona kann und wird auch in Zukunft mutieren, auch ohne Hybridvariante –„es bleibt unberechenbar“, sagt Cicin-Sain. Die Entwicklungen des Virus werde man weiter beobachten müssen.

Hoffnung gebe ihm aber dennoch die Impfung: Menschen, die geboostert sind, weisen einen hohen Antikörpertiter auf, das bewahre vor schweren Covid-Verläufen, Tod und Long Covid.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false