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Freya suchte sich bisweilen ungeeignete Plätze zum Sonnen aus.

© IMAGO/NTB

Wildwechsel: Promi-Tiere helfen dem Naturschutz

Einige Tiere gelangen zu Weltruhm, trotz oder gerade wegen tragischer Umstände. Für den Fortbestand ihrer Lebensräume kann das aber Positives bewirken.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Normalerweise leben Walrosse (Odobenus rosmarus) weiter nördlich, viel weiter nördlich. Doch vielleicht war es einem Weibchen, das als „Freya“ bekannt wurde, dort schlicht zu kalt. Das Tier wurde im Juli 2022 an verschiedenen, deutlich weiter südlich gelegenen Orten beim Sonnen beobachtet.

Ein Problem dabei: Freya, wahrscheinlich über 600 Kilogramm schwer, brachte manches Boot, das sie sich als Ruheplatz ausgesucht hatte, zum Sinken. Wegen des Risikos für Menschen ließ die norwegische Fischereibehörde das Tier schließlich einschläfern. Da war sie bereits weltberühmt.

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Es gibt weitere Beispiele für tierische Promis, nicht alle mit Welt- aber doch alle mit mindestens regionalem Ruhm. Das stattliche Löwenmännchen „Cecil“ (Panthera leo), das es zu seinen Lebzeiten im Hwange-Nationalpark in Simbabwe bereits zu beachtlicher Bekanntheit brachte, vor allem als Fotomotiv. Als ein zahlender Jagdtourist ihn erschoss, war die Entrüstung weltweit groß.

Cecil endete als Trophäe eines Zahnarztes.
Cecil endete als Trophäe eines Zahnarztes.

© Daughter#3/Flickr.com; CC BY-SA 2.0

Seekuh „Lua“ (Trichechus manatus) wurde als Waise gefunden und das erste Tier und PR-Gesicht eines Wiederansiedlungsprojektes in brasilianischen Gewässern.

„Indem sie eine Verbindung zu den Menschen aufbauen und Empathie erzeugen, können solche Individuen Engagement und Verhaltensänderungen fördern, Spenden anziehen und sogar politische Veränderungen anstoßen“, sagt Ivan Jarić. Ein Team um den Wissenschaftler an der Universität Paris-Saclay hat die Einflüsse von „Vorzeigeindividuen“ auf die Erhaltung von Arten untersucht.

Lua hat nicht nur als Vorzeigeindividuum zum Arterhalt beigetragen, sondern mittlerweile auch sechs Kälber beigesteuert.
Lua hat nicht nur als Vorzeigeindividuum zum Arterhalt beigetragen, sondern mittlerweile auch sechs Kälber beigesteuert.

© L Candisani

Wie die Forschenden im Fachjournal „Frontiers in Ecology and the Environment“ berichten, bedarf es aber besonderer Eigenschaften, um öffentliche Unterstützung zu mobilisieren. Vorzeigeindividuen sind in der Regel charismatische Tiere, was etwa Cecil eine gute Ausgangsposition verschafft hat. Außerdem stehen sie meist in vergleichsweise engem Kontakt zu Menschen, wie die handzahme Lua oder die sonnenhungrige Freya, und ihre Lebensgeschichten sprechen Menschen emotional an.

Vorzeigeindividuen können die öffentliche Wirkung von Schirmarten, wie Großer Panda, Eisbär und Orang-Utan, die als Spezies für ihre Lebensräume und deren Schutz stehen, ergänzen, sagen die Forschenden. Walross Freya könnte das noch sehr lang tun. Dem Tier wurde in Oslo ein Denkmal gesetzt, in sonnender Pose.

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