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Smilodon fatalis schlitzte mit den verlängerten Reißzähnen wahrscheinlich Beutetiere auf, aber nur vorsichtig, sodass sie nur selten abbrachen.

© Adam Hartstone-Rose

Wildwechsel: Das Schnurren der Säbelzahnkatze

Katzen sind launisch, heißt es. Besser belegt ist ihre anatomische Vielfalt. Eine Frage, die sich direkt daraus ergibt: Konnte das gefährlichste Tier der Eiszeit nur brüllen oder auch schnurren?

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Es ist unklar, wie genau sie abliefen, aber zweifelsohne gab es Begegnungen. Arten von Säbelzahnkatzen lebten zur gleichen Zeit in gleichen Gebieten wie Menschen – in Nordamerika, etwa, oder in der Nähe von Hannover – und sie hatten es auf gleiche Beutetiere abgesehen: Pferde und Hirsche.

Säbelzahnkatzen waren mit über einem Meter Schulterhöhe und über 200 Kilogramm Gewicht beeindruckende Raubtiere, noch dazu mit den namengebenden säbelartig vergrößerten oberen Reißzähnen. Wenn sie sich nun gelegentlich einen der konkurrierenden menschlichen Jäger schnappten, dürfte von ihm wenig mehr übriggeblieben sein als Knochensplitter. Doch man weiß von einer Begegnung, die zuungunsten der Raubkatze ausgegangen sein könnte, genauer: einer europäischen Säbelzahnkatze der Art Homotherium latidens.

In der Nähe des niedersächsischen Schöningen wurden menschliche Überreste von vor rund 300.000 Jahren gefunden, berichtete ein Team der Uni Tübingen, und dazu ein zu einem hammerartigen Werkzeug umfunktionierter Säbelzahnkatzenknochen. Die Menschen führten zu jener Zeit auch Speere mit sich. Sie dienten vermutlich als Jagdwaffen, aber in Anbetracht der herumlungernden Säbelzahnkatzen vielleicht auch zur Selbstverteidigung.

Vor diesem Hintergrund erscheint unwahrscheinlich, dass Menschen die Tiere gelegentlich hinter den Ohren oder am Bauch gekrault haben. Hätten sie es getan, und damit verlassen wir den Bereich der wilden Spekulation schon fast wieder, hätten sie daraufhin vermutlich geschnurrt. Zumindest konnten sie es, schließt ein Team der North Carolina State University.

Es verglich an Lautäußerungen beteiligte kleine Knochen der nordamerikanischen Säbelzahnkatze Smilodon fatalis mit entsprechenden Knochen heutiger Katzen: brüllender Löwen und Jaguare und schnurrfähiger Geparde, Servale oder Ozelots. Ergebnis: Die Knochen der Säbelzahnkatze sind deutlich größer, aber in Form und Funktion denen schnurrender Katzen ähnlicher als denen brüllender. Vermutlich schnurrte Smilodon fatalis, das aber sehr tief.

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