Wissenschaft im Visier: Hochschulverband stellt zunehmende Anfeindungen fest
Immer mehr Forschende sehe sich Droh-Mails, Pöbeleien und Beleidigungen ausgesetzt. Bundesweite Notfall-Anlaufstelle geplant.
Anfeindungen und Bedrohungen von Wissenschaftler:innen haben nach Erkenntnissen des Bundesverbands Hochschulkommunikation „immens“ zugenommen. Die Hochschulen registrieren demnach einen deutlich gestiegenen Beratungsbedarf von Wissenschaftler:innen, die beleidigt, bedroht oder angegriffen werden. Am Mittwoch hatte rbb24 Recherche zuerst darüber berichtet.
Der Verband wird nun eine bundesweite Notfall-Anlaufstelle einrichten, die im Frühjahr ihre Arbeit aufnehmen soll. Das Angebot beinhaltet eine Webseite mit Informationen, eine rund um die Uhr erreichbare Notfall-Rufnummer, kommunikationsstrategische, psychologische und juristische Beratung.
Beinahe jede Wissenschaftler:in, die sich in einer breiteren Öffentlichkeit mit ihren Erkenntnissen zu strittigen Themen zu Wort meldet, hat entsprechende Erfahrungen gemacht, ergaben die rbb-Recherchen. Sie erhalten demnach Droh-Mails und -Briefe, werden auf der Straße angepöbelt oder in den sozialen Medien beleidigt und bedroht. Frauen würden dabei häufig sexistische Anfeindungen erleben.
Zwei internationalen Studien zu Hass-Angriffen auf Corona-Forschende und den Eindrücken der Sicherheitsbehörden sowie von Extremismus-Experten kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Sie machen unter anderem auch in Netzwerken orchestrierte Kampagnen gegen einzelne Wissenschaftler*innen oder zu bestimmten Themen aus.
„Wir konnten deutlich beobachten, dass hier über bestimmte Internetplattformen gezielt dazu aufgerufen wurde, gegen Wissenschaftler:innen vorzugehen, und dass hier auch Tipps und Tricks verbreitet wurden, wie man das machen kann“, sagte Gideon Botsch, Extremismus-Forscher vom Moses-Mendelssohn-Zentrum der Universität Potsdam.
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