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In Pakistan verursachten extreme Regenfälle 2022 großflächige Überschwemmungen.

© AFP / AFP/Fida Hussain

WMO zieht Klimabilanz: Die „großen drei“ Treibhausgase steigen auf Rekordlevel

Die Weltmeteorologie-Organisation fasst zusammen, wie der Klimawandel Menschen auf der Erde gefährdet. Angesichts steigender Treibhausgaskonzentrationen sollen Frühwarnsysteme ausgebaut werden.

Allen Erklärungen der Folgen des Klimawandels stellt die World Meteorological Organization (WMO) in ihrem heute veröffentlichten Bericht einen Satz voran: „Das Klimasystem ist komplex.“ Um herunterzubrechen, wie sich das globale Klima verändert, beschreibt sie im Bericht für das Jahr 2022, wie sich wenige, aber grundlegende Größen verändern.

Ausgangspunkt für die Weltwetterorganisation ist die Zusammensetzung der Atmosphäre. Echtzeitdaten deuten darauf hin, dass der Ausstoß von Treibhausgasen auch im vergangenen Jahr weiter zugenommen hat. Globale Daten liegen bislang nur für das Jahr 2021 vor. Die Konzentration von Kohlendioxid, das vor allem bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas freigesetzt wird, ist in diesem Jahr auf den anderthalbfachen Wert des vorindustriellen Niveaus angewachsen. Die WMO gibt den Wert von 415,7 ppm (Teile pro Million Teile) an.

Die Konzentration von Methan hat mit etwa 1908 ppb (Teile pro Milliarden Teile) das 2,6-fache und die Konzentration von Lachgas mit 335 ppb das 1,2-fache der vorindustriellen Werte erreicht. Die „großen Drei“ liegen damit auf Rekordniveau, teilt die WMO mit.

Bessere Frühwarnung zur Schadensbegrenzung

„Während die Emissionen weiter ansteigen und sich das Klima weiter verändert, sind gefährdete Bevölkerungsgruppen weiterhin von extremen Wetter- und Klimaereignissen betroffen“, schreibt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

Als Beispiele aus dem Jahr 2022 benennt er die anhaltende Dürre in Ostafrika, extreme Regenfälle in Pakistan und Hitzewellen in China und Europa, die Millionen Menschen betrafen, die Ernährungssicherheit gefährden und Schäden und Verluste in Milliardenhöhe verursachten.

Mit der Initiative „Frühwarnungen für alle“ der Vereinten Nationen will die WMO in den nächsten fünf Jahren sicherstellen, dass jedem Menschen auf der Erde Informationen aus Frühwarnsystemen zur Verfügung stehen, um die humanitären Folgen und wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel zu begrenzen. Dazu müssten vor allem in Entwicklungsländern Möglichkeiten geschaffen werden, Schlüsselindikatoren des Klimas kontinuierlich zu beobachten.

Die acht wärmsten Jahre

Im Jahr 2022 lag die globale Durchschnittstemperatur 1,15 Grad Celsius über dem Schnitt der Jahre von 1850 bis 1900. Die Jahre 2015 bis 2022 sind die acht wärmsten in den vergangenen 173 Jahren, für die Messwerte vorliegen. 2022 war das fünft- oder sechstwärmste Jahr, obwohl das eher kühlend wirkende Klimaphänomen La Niña das dritte Jahr in Folge anhielt.

In großen Teilen Asiens und des Südwest-Pazifiks, in Teilen Südamerikas, der Karibik, der Sahelzone und des südlichen Afrikas, im Sudan und Osteuropa war die Niederschlagsmenge 2022 erhöht. In anderen Regionen ist dagegen zu wenig Regen gefallen: West- und Mitteleuropa, Nordwestafrika, in Teilen des Mittleren Ostens und Zentralasiens, in Ostafrika und Madagaskar sowie in großen Teilen Süd- und Nordamerikas.

Die Erwärmung betrifft auch die Weltmeere und ihre Lebensgemeinschaften sowie die Küstenregionen über den Anstieg des Meeresspiegels um 3,4 Millimeter pro Jahr, zu welchem auch auf Land abschmelzendes Eis beiträgt. Da das Meerwasser Kohlendioxid aus der Luft aufnimmt, sinkt sein pH-Wert, es nähert sich immer stärker einem sauren Milieu an. Der Abfall des pH-Wertes ist stärker als jemals in mindestens 26.000 Jahren.

Auch der Trend zu mehr Extremereignissen wie Kälte- und Hitzewellen, Dürren und Stürmen setzt sich fort. Damit sich Bevölkerungen bestmöglich anpassen können, sollten Wettervorhersagen künftig nicht nur beschreiben, wie das Wetter sein wird, sondern was es bewirkt, regt die WMO an.

Um den Temperaturanstieg auf der Erde zu begrenzen, seien drastische Einschnitte beim Ausstoß von Treibhausgasen „wo immer möglich“ notwendig. Entscheidend sei der Übergang zur Nutzung erneuerbarer Energien. Die WMO verweist auf Zuwächse der vergangenen Jahre und sinkende Kosten pro Megawattstunde.

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