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Der „Hollywood-Schriftzug konnte in diesem Jahr - nach einem seltenen Schneesturm - vor Winter-Panorama fotografiert werden.

© action press/SOPA Images/SIPA

Zu wenig Wasser, oder zu viel auf einmal: Was Brandenburg und Kalifornien gemeinsam haben

Der US-Staat erlebt heftige Niederschläge. Wie gut helfen sie der dürregeplagten Region?

Der US-Bundesstaat Kalifornien hat in den vergangenen Tagen ungewohnt heftige Niederschläge erlebt. Es gab teilweise Überflutungen, erstmals seit Jahrzehnten galt für Teile des Staates auch eine Blizzard-Warnung. Der Starkregen sowie die üppigen Schneemengen in der Sierra nähren die Hoffnung, dass das dürregeplagte Land sich etwas erholen kann.

Doch der Effekt dürfte überschaubar sein, meinen Experten. Denn der Bundesstaat startete von einer schlechten Position in den Winter. Das sogenannte Wasserjahr – es geht von Oktober bis September – endete mit Niederschlägen, die nur Dreiviertel des langjährigen Durchschnitts betragen hatten, die Speicher waren nur zu gut zwei Dritteln gefüllt. Die vergangenen drei Jahre waren noch trockener als die bisherige Dreijahresperiode 2013 bis 2015, wie die „L.A. Times“ im Herbst berichtete.

Ein nasses Jahr, unter vielen trockenen

Bilder von betonbleichen Staudämmen und Schotterterrassen, die früher vom Wasser bedeckt waren, sind keine Sensation mehr, sondern tragischer Alltag im Südwesten der USA. Die Bewohner leiden ebenso unter der Trockenheit wie die Landwirtschaft. Mit großem Aufwand wird Wasser über große Distanzen herbeigeschafft.

Die üppigen Niederschläge der vergangenen Wochen taten sichtbar gut. Laut Jeanine Jones vom California Department of Water Resources sind die meisten Speicherbecken besser gefüllt als in den vorangegangenen Jahren um diese Zeit. „Sie sind fast voll“, sagte sie dem Sender „ABC7“ .

Dass die Dürre überwunden sei, davon könne aber keine Rede sein, selbst wenn es weiter viel regnet. „Ein nasses Jahr wird nicht annähernd die Menge an Grundwasser auffüllen, die verloren gegangen ist“, sagt Jones.

In Dürrezeiten wird die Beregnung im Central Valley zu mindestens zwei Dritteln mit Ressourcen aus dem Untergrund bestritten, berichtete kürzlich ein Team um Pang-Wei Liu in der Fachzeitschrift „Nature Communications“. Es zeigte anhand von Messungen mit den „Grace“-Satelliten, dass die Grundwasserentnahme dort in den letzten zwei Jahrzehnten immer größer wurde. Zuletzt waren es 8,6 Kubikkilometer im Jahr. Das auszugleichen erfordert immense Niederschläge. 

Hoher Wasserverbrauch in der Wüste

Ähnlich argumentiert Dieter Gerten, Hydrologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und an der Humboldt Universität Berlin: „Es gibt seit gut zehn Jahren Dürren im Südwesten der USA, die aktuellen Ereignisse mildern das allenfalls ab.“

Er warnt davor, zwei Extreme – Dürre und Starkregen – gegenüberzustellen, die sich vermeintlich im Mittel ausgleichen. „Das geht nicht auf.“ Jedes Extrem verursache verschiedene Probleme. Fehlen Niederschläge werde verstärkt bewässert und auch tiefliegende Grundwasservorräte werden strapaziert. Regnet es heftig, drohen Überflutungen. Das Wasser fließt rasch ab, ehe es versickern und damit Grundwasserspeicher nennenswert auffüllen kann. Das passiert eher bei langfristig anhaltenden Niederschlägen.

„Die Wasserbewirtschaftung muss sich ändern“, sagt Gerten. „Manche Städte sind teilweise in der Wüste errichtet, insgesamt ist der Verbrauch noch immer zu hoch.“

In Deutschland ist die Nutzung in Haushalten bereits deutlich reduziert, mit knapp 130 Litern pro Einwohner. Doch auch hier könnten kalifornische Verhältnisse, freilich auf kleinerer Skala, häufiger eintreten, sagt der Forscher. „Spätestens seit 2018 sehen wir, dass Dürren intensiver werden und es dennoch immer wieder extreme Regenfälle gibt.“

In Berlin und Brandenburg, wo vielerorts das Grundwasser sinkt, gibt es in trockenen Sommern Engpässe, so dass bereits die Wasserentnahme aus Flüssen reglementiert wurde oder zeitweilige Sprengverbote für Gärten ausgesprochen wurden.

„Es ist wahrscheinlich, dass solche Maßnahmen künftig häufiger nötig sein werden“, sagt Gerten. Umso wichtiger sei es, Wasserverschwendung zu vermeiden und das knappe Gut noch effizienter zu nutzen.

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