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Eine deutsche Basketballerinnen in Aktion

© picture alliance/dpa

Zwischenfazit zu den Weltspielen: „Wir sehen hier tagtäglich, wie unsere Athleten aufblühen“

Am vierten Tag der Spiele ist es Zeit für ein Zwischenfazit, finden die Verantwortlichen. Auf die Medaillenausbeute kommt es für sie nicht an – doch das sieht mancher Sportler anders.

Von Max Fluder

Am Ende, als alle Worte gesprochen und alle Fragen beantwortet sind, glitzert es für die Kamera. Annika Meissner und Matthias Hoffmann, zwei Leichtathleten, halten ihre Medaillen in die Höhe. Die Fotografen nehmen die Möglichkeit an diesem Dienstag gerne wahr: sprichwörtlich strahlende Gesichter und wortwörtlich funkelndes Metall.

Meissner und Hoffmann, die am Vortag jeweils Silber bei den Weltspielen von Special Olympics gewonnen haben, scheinen stolz auf ihre Medaillen zu sein – vor allem aber auf ihre persönliche Leistung. Meissner sagt: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine silberne Medaille bekomme. Es ist für mich eigentlich genauso toll wie eine Goldmedaille.“

Special Olympics Deutschland (SOD), der deutsche Verband bei den Weltspielen für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen, hat zur Pressekonferenz geladen. Und am vierten Tag der Spiele ist es Zeit für ein Zwischenfazit – zumindest ist das die Erwartungshaltung, die im Raum steht. Doch wie kann ein solches Fazit unter den Bedingungen der Special Olympics aussehen? Und was bedeutet eigentlich „Erfolg“?

Meissner und Hoffmann sowie ihre Leichtathletik-Teammitglieder Andreas Meyer und Janet Streifler blicken auf ihre bisherigen Leistungen zurück: Die Standweitspringerin Streifler ist in der höchsten Leistungsklasse am Vortag Achte geworden. Für Streifler ist das ein großer Erfolg, sie sagt: „Ich bin zufrieden damit, dass ich den achten Platz belegt habe.“

Ein persönlicher Rekord ist im Zweifel mehr wert

Andreas Meyer, der im 5000-Meter-Lauf, Vierter geworden ist, sagt: „Mindestens einmal Gold zu holen, das ist mein Ziel. Wenn es nicht so ist, dann ist es eben so – dann war ich dabei. Es macht richtig Spaß, dabei zu sein.“ Seine Trainerin, die Leistungsschwimmerin Franziska Weidner, zeigt sich nicht weniger zufrieden: „Wir sehen hier tagtäglich, wie unsere Athleten aufblühen. Es ist ein einzigartiges Erlebnis, bei den Weltspielen dabei zu sein“, sagt sie.

Tom Hauthal ist Leiter der deutschen Delegation bei der Special Olympics. Seit 14 Jahren betreut und arbeitet der Berliner mit Sportlerinnen und Sportler mit Lernbeeinträchtigung. Er findet, die Athletinnen und Athleten haben schon gut zusammengefasst, was es heißt, Erfolg zu haben. „Dabei sein ist alles“ – das gelte bei den Special Olympics noch einmal mehr.

Dem Tagesspiegel sagt Hauthal: „Es ist, finde ich, eine gesellschaftliche Aufgabe zu hinterfragen: Ist immer die Medaille das Leistungskriterium?“ Leistung, sagt er, kann und muss auch sein, zu schauen, wie sehr sich ein Athlet ins Zeug legt. Ein persönlicher Rekord ist im Zweifel mehr wert als jede Medaille dieser Welt.

Annika Meissner, die Läuferin, die Zweite geworden ist, stimmt dem zu. Verglichen zu ihrer Zeit bei den Nationalen Spielen 2022 hat sie sich über die 5000-Meter-Distanz um drei Minuten verbessert, ein Riesen-Erfolg. „Die Athleten wollen und sie geben ihr Allerbestes. Und wenn sie ihre beste Leistung abliefern, dann ist die Platzierung auch zweitrangig“, sagt Hauthal.

Einmal, so erzählt der Delegationsleiter, habe er sich mit einer erfolgreichen Olympionikin unterhalten. Eine Tennisspielerin, die ihm gesagt haben will: „Wenn ich jetzt nicht mit einer Medaille zurückkomme, nicht mit Gold, dann bin ich gescheitert.“ Ein Mordsdruck, zumindest was den Ruf anbelangt. Hauthal ist froh, dass es bei den Special Olympics nicht so ist.

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