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Ku’damm oder Potsdamer? Hauptsache Westen!

© picture alliance / Christina Peters/dpa / Tagesspiegel/dpa

Berlin-Tipps aus... Polen.: Ku’damm oder Potsdamer? Hauptsache Westen!

Polnische Reiseblogs sehen Berlin gerne als einen Spiegel, in dem sich auch ein Hauch von Heimat wiedererkennen lässt. Folge 4 unserer Serie „Berlin-Tipps aus...“

Eine Kolumne von Alexander Kloß

| Update:

Man kennt es: Vor einer Reise sucht man im Internet nach authentischen Orten. Man will nicht Tourist sein, sondern sich wie ein Local durch die Stadt bewegen. Viele Menschen, die nach Berlin reisen, wollen das hier auch. Doch wie leicht ist es, den Touri-Hotspots zu entfliehen? Der Tagesspiegel durchforstet Reiseblogs aus der ganzen Welt und wertet aus, was empfohlen und wie die Hauptstadt auf ihnen dargestellt wird.

Ein Reiseführer sagt mindestens so viel über die eigenen Vorlieben aus, wie über das zu beschreibende Ziel. So zum Beispiel der polnische „Przewodnik po Berlinie“ („Berlin-Reiseführer“). Über „fünf traditionelle Gerichte, die sie in Berlin probieren müssen“ wird dort berichtet und vor allem auf die der polnischen Küche ähnelnde deutsche Hausmannskost verwiesen.

Laut Führer stehe die Berliner Küche für Fleisch, weshalb man hier folgenden Satz liest: „Liebe Vegetarier, in Berlin werden sie ganz und gar nicht verhungern, aber in typischen Berliner Gaststätten servieren sie euch nur pürierte Gemüsesuppe, Gemüseauflauf oder Kartoffeln mit Quark“. Stattdessen könne man sich aber an Schweinshaxe, Kassler und Königsberger Klopsen ergötzen. Wohl bekomm’s!

Aber auch abseits von kulinarischen Zugeständnissen machen polnische Reiseführer ihren Landsleuten Berlin schmackhaft, indem sie deutsche Abwandlungen liebgewonnener Dinge präsentieren. So wird der Potsdamer Platz, der am ehesten dem Warschauer Geschäftsviertel gleicht, als „einer der belebtesten Plätze im Zentrum“ beschrieben, der bei einem Besuch auf keinen Fall ausgelassen werden sollte.

Ebenso begeistert ist man von der Statur mit dem kreativem Namen „Berlin“ in unmittelbarer Nähe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. In bestem Berlinerisch liefert der Blog sogar ein alternatives Namensangebot: die „zerbrochene Kette“. Besonders vom „moderneren“ Westen der Stadt samt KaDeWe und Ku’damm („ein besseres Unter den Linden“) zeigt man sich angetan – vom Osten hat man zu Hause schließlich noch genug Überbleibsel.

Die Beschreibung der einzelnen Ausflugsziele reicht von heiter bis klischeebehaftet. Kreuzberg sei ein Ort der „Expats, Hippies und Punker“, in dem man „guten Kaffee und stärkere Spirituosen“ trinken oder sich an „Straßenkunst und Vintage-Läden“ erfreuen könne. „Weder hübsch noch attraktiv, aber allemal interessant“, fasst es „Bele Kaj“ zusammen. Der Gendarmenmarkt hingegen sei ein verstecktes Juwel, das in vielen lokalen Reiseführern zu kurz komme.

In Polen sind aufgrund der guten Erreichbarkeit vor allem Wochenendausflüge à la „Berlin in 24 Stunden“ beliebt. „Zamieszkali“ hat auch direkt die Antwort parat, weshalb Berlin auch in aller Kürze attraktiv ist: Es ist eine Stadt mit „zwei Flüssen, einem See, einem weltberühmten Zoo und grünen Parks“. Selbst unser Gewässernetz unterschlagen sie uns, aber so einfach kann es sein! Was will man mehr?

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