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Solaranlagen im Kleinformat können in der Mieterstadt Berlin viel bewegen.

© dpa / Sven Hoppe

Bis zu 500 Euro Förderung für „Balkonkraftwerk“: So könnte Berlin wieder Solarhauptstadt werden

Das Land Berlin fördert die Anschaffung kleinerer Solaranlagen als „Balkonkraftwerke“. Das könnte ein Schritt werden zum Wiederaufstieg Berlins zu Europas Solar-Hauptstadt.

Ein Kommentar von Kevin P. Hoffmann

Gute Idee: Das Land Berlin will die Anschaffung spezieller Solaranlagen, die klein genug sind, um sie an den Balkon einer Mietwohnung zu montieren, mit einem Zuschuss von bis zu 500 Euro fördern. Erste Details sind nun bekannt, das Kleingedruckte lässt die Senatsverwaltung für Wirtschaft noch bei der landeseigenen Investitionsbank IBB ausarbeiten. Die könnte es schon kommende Woche vorstellen.

Die Opposition dürfte sich provoziert sehen und dieses Förderprogramm als Wahlkampfgeschenk verurteilen. Der Reflex wäre nachvollziehbar, aber schade. Denn man möchte hoffen, dass das Projekt umgesetzt wird – unabhängig von der künftigen politischen Farbmischung im Senat nach der Wahlwiederholung im Februar. Diese Maßnahme könnte ein wichtiger Schritt sein, um den erneuerbaren Energien in Großstädten – nicht nur in Berlin – zum Durchbruch zu verhelfen.

Die Einsatzmöglichkeiten von Anlagen der regenerativen Stromerzeugung sind seit jeher arg begrenzt im urbanen Raum: Das Errichten von Biogasanlagen und kirchturmhohen Windkraftanlagen verbietet sich. Und jüngste Experimente mit kleinen Windrädern auf Hochhausdächern sind zwar wichtig, werden aber auf absehbare Zeit keinen signifikanten Beitrag zur Stromversorgung Berlins leisten.

Gleiches gilt für die Flusswasser-Großwärmepumpe des Energieerzeugers BTB, die an diesem Freitag durch einen Besuch von Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) geadelt werden soll. Wärme aus der Spree gewinnen ist schön und gut, aber nicht gut genug: Städten bleibt am Ende nur das Verbauen Hunderttausender Solarpaneele auf Balkonen und in Fassaden.

Das Projekt zur Förderung von „Balkonkraftwerken“ ist so wichtig, weil Anlagen dann besser sichtbar werden im Stadtbild. Berlin kann so Modellstadt werden für die dezentrale und klimafreundliche Energieversorgung. Und damit auch ein besserer Standort für die Entwickler und Hersteller dieser Photovoltaikanlagen.

Berlin galt ja schon einmal als eines der weltweit wichtigsten Zentren dieser Technologe. Ende der 1970er hatten Absolventen der TU das „Ingenieurkollektiv Wuseltronik“ gegründet, um Alternativen zur Atomkraft zu entwickeln. Aus dem Umfeld entstanden Firmen wie Solon und Q-Cells, die nach der Jahrtausendwende an der Börse milliardenschwer wurden, Tausende Industriearbeitsplätze boten, in den 2010er-Jahren aber zusammenbrachen wegen einer ungünstigen Förderpolitik. Ihnen fehlten auch passende Referenzprojekte vor der Haustür, in Berlin.

Heute sind es Berliner Firmen wie Enpal, die den Vertrieb von Solaranlagen europaweit professionalisieren. Sie verbauen allerdings chinesische Module. Auch das könnte sich ändern, wenn Berlin Solarenergie sichtbar macht und für Hersteller bessere Bedingungen schafft.

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