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Mario Kohle, CEO Solarfirma Enpal

© PR Enpal

Mario Kohle von der Solarfirma Enpal: „Wir bieten Aufstiegschancen für Quereinsteiger“

Das Berliner Unternehmen Enpal vermietet Solaranlagen. Die kommen überwiegend aus China. Als zweites Standbein wünscht sich der Unternehmer auch Lieferanten aus Deutschland.

Vor einigen Wochen hat Enpal ein Schulungszentrum in Blankenfelde-Mahlow eröffnet. Dort sollen „Quereinsteiger“ aus dem Handwerk zu Solarmonteuren weitergebildet werden. Warum arbeitet Enpal nicht mit externen Solarfirmen zusammen?
Fachkräfte für die solare Energiewende sind heiß begehrt. Daher schulen wir unsere Solarmonteure selbst und stellen sie fest bei uns an. Das sind nicht nur Quereinsteiger, sondern wir bilden auch Elektriker weiter. Den Großteil unserer monatlich rund 2000 Solaranlagen installieren wir selbst. Den Rest decken wir mit lokalen Partnerbetrieben ab, mit denen wir seit Jahren verlässlich zusammenarbeiten. Das ergänzt sich gut. Wir gehen bewusst beide Wege.

Was können Sie Handwerkern bieten, was andere nicht können?
Manche unserer Elektriker sagen, dass sie jetzt einen viel abwechslungsreicheren Alltag haben im Vergleich zu Großbaustellen, auf denen sie vorher tätig waren. Der Start-up-Spirit gefällt auch vielen. Alle sind per Du, die Hierarchien sind flach. Und vor allem bei jüngeren Kollegen kommt es gut an, dass sie nun die Energiewende aktiv mitgestalten. Das alles hilft uns beim Recruiting: Ein Drittel unserer Handwerker sind über Empfehlungen von Kollegen zu uns gekommen. Außerdem bieten wir Aufstiegschancen für Quereinsteiger, die eine zweite Chance und Perspektive im Leben suchen, und für marginalisierte Gruppen wie Arbeitslose oder Geflüchtete. 70 Prozent unserer Handwerker haben eine Zuwanderungsgeschichte.

Der eine Flaschenhals ist das Personal, der andere sind Lieferengpässe bei bestimmten Bauteilen aus Asien. Wie ist Enpal da aufgestellt?
Deutschland war einmal Weltmarktführer in der Photovoltaik-Industrie. Dann haben wir unsere Solarindustrie im Stich gelassen – und China dominiert heute unangefochten den Weltmarkt. Während wir Nordstream 2 gebaut haben, hat China Solarfabriken gebaut. Ohne unsere chinesischen Lieferanten könnte der Ausbau schon bald zum Erliegen kommen. Bei Enpal haben wir die Lager zwar voll, weil wir mit unserem eigenen Standort in Shenzhen direkt mit den größten Herstellern der Welt sprechen. Wir haben sehr verlässliche und vertrauensvolle Beziehungen zu unseren Lieferanten. Wer bei uns heute seine Solaranlage bestellt, bekommt sie daher in 6 Wochen montiert. Handwerksbetriebe fragen bei uns an, ob sie uns beim Bau helfen können, weil ihnen selbst das Material ausgegangen ist und sie nun ohne Ware dasitzen. Daher brauchen wir als zweites Standbein neben Importen auch eine heimische Solarindustrie.

Hohe Energiepreise sorgen für einen Boom bei Solaranlagen. Enpal ist nach Informationen des Handelsblatts inzwischen mit zwei Milliarden Euro bewertet, die nächste Finanzierungsrunde steht an. Wann bringen Sie Enpal an die Börse?
Wir schauen uns alle Finanzierungsoptionen an. Ein Börsengang ist aber derzeit nicht geplant. Ich habe Enpal übrigens auch nicht gegründet, um schnell einen Exit zu machen. Das wird eine Mission für die nächsten 20 oder 30 Jahre. Für mich ist Enpal eine Lebensaufgabe.

Zwei Arbeiter bei der Montage einer Photovoltaik-Anlage auf einem Hausdach

© Fotolia / Fotolia/Harald Lange

Nach einem Erfahrungsbericht im Magazin Business Insider kostet die Miete für eine relativ kleine PV-Anlage mit Speicher und Wallbox innerhalb von 20 Jahren rund 54.000 Euro – der Kauf wäre aber 20.000 bis 30.000 Euro günstiger gewesen. Kein Deal, der sich für Hausbesitzer rechnet, zumal in der Regel keine Wartungskosten anfallen.
Die Rechnung geht so natürlich nicht auf. Sie vergleichen hier einen Apfel mit einem Obstkorb. Das Gute an Enpal ist, dass wir drei Produkte in einem anbieten: Erstens den Kauf, weil die Anlage dem Kunden nach 20 Jahren gehört und dann noch fabelhaft funktioniert. Fast wie eine Wohnung, für die man Miete zahlt, aber nach 20 Jahren gehört sie einem. Zweitens die Finanzierung, weil wir die Anlage vorfinanzieren und der Kunde keinen Kredit aufnehmen muss. Drittens Versicherung, Wartung und Service, wobei wir defekte Teile wie Wechselrichter oder Speicher austauschen und bei allen anderen Problemen zur Stelle sind. Und als Bonus mit dazu gibt es unseren preisgekrönten smarten Energiemanager, der laufend um neue Funktionen erweitert wird. So bleibt der Kunde immer am Ball und profitiert ständig von neuen Entwicklungen.

Wir setzen alles daran, noch mehr Menschen unabhängig von fossiler Energie zu machen

Mario Kohle, Enpal-Geschäftsführer

In welchen Regionen Deutschlands ist die Nachfrage nach PV-Miet-Anlagen besonders groß – und wo gibt es noch weiße Flecken auf der Enpal-Landkarte?
Wir können in allen Regionen in Deutschland bauen. Bei fast 30.000 Kunden haben inzwischen viele Leute einen Nachbarn mit einer Enpal-Solaranlage auf dem Dach. Und jeden Monat werden es rund 2.000 mehr.

Wie sieht die weitere Wachstumsstrategie aus? Funktioniert das Modell der PV-Anlagen-Miete nur in Deutschland?
Wir wollen die Menschen verbinden zu einer Erneuerbaren Community. In den letzten fünf Jahren haben wir schrittweise eine integrierte Lösung aus Solaranlage, Speicher, Wallbox, Ökostromtarif und intelligenter Software entwickelt. Zugleich haben wir uns von einem kleinen Startup zum schnellstwachsenden Energieunternehmen in Europa entwickelt. Aber der größte Teil des Wegs liegt noch vor uns. Wir setzen alles daran, noch mehr Menschen unabhängig von fossiler Energie zu machen. Die Klimakrise ist ein globales Problem, daher muss Enpal auch zu einer globalen Lösung werden.

Wie wird sich die Änderung des EEG im Januar 2023 auf ihr Geschäft auswirken?
Das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz will die Anmeldung der Solaranlagen beim Netzbetreiber vereinfachen. Wir installieren die Anlage meist innerhalb von sechs Wochen nach Unterschrift auf dem Dach. Dann aber müssen die Leute manchmal noch viele Wochen warten, bis sie die Anlage in Betrieb setzen dürfen, weil die Netzbetreiber nicht hinterherkommen. In Deutschland gibt es derzeit rund 900 Netzbetreiber, alle mit eigenen Formularen und eigenen Regeln. Wir beschäftigen 50 Mitarbeiter, die nur diese Formulare ausfüllen. Das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz sagt: Das muss jetzt auch alles online gehen - allerdings erst in zwei Jahren. Nach meinem Geschmack könnten wir auch schon in zwei Monaten online sein. Wir müssen in Deutschland wieder etwas mutiger werden.

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