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Ruben Achtzehn, Mitgründer und Geschäftsführer des Start-ups Elevant.

© Tagesspiegel/Alexander Anufriev

Lieferdienst für gehobene Ansprüche: Dieses Berliner Start-up bringt Levante-Küche nach Hause

Unter Austernpilz-Shawarma und Leoparden-Pita kann sich kaum jemand etwas vorstellen. Doch genau damit will Elevant den Berliner Liefermarkt umkrempeln.

Ruben Achtzehn will das Konzept Essenslieferdienst neu denken. Sorgsam ausgewählte vegane Küche statt Pizza und Burger in Massenabfertigung verspricht sein Start-up Elevant. Doch mit seiner Genuss-Revolution steht der 32-Jährige noch ganz am Anfang.

Unweit des Rosenthaler Platzes, in der Joachimstraße, eingebettet zwischen Gründerzeitfassaden und Ostberliner Platte, befindet sich der Berliner Campus von Stararchitekt David Chipperfield. Teil des Ensembles aus umgebauter Pianomanufaktur und Betonwürfel ist die Chipperfield-Kantine. Hier kocht alle zwei Wochen das Team von Elevant.

Premium-Gastronomie aus dem Homeoffice

Eigene Räume hat das Start-up nicht. „Wir arbeiten fast ausschließlich im Homeoffice“, erklärt Achtzehn. Die Geschäfte führt er mit seinem Mitgründer, dem ebenfalls 32-jährigen Elias Eberhagen. Seit sechs Jahren kennen sich die beiden. Im vergangenen Januar entschieden sie sich, ihre Liebe zum Essen und das Studium der Betriebswirtschaftslehre zu kombinieren.

Das Ergebnis ist Elevant, ein gehobener Bestellservice, der sich auf Mezze spezialisiert hat. Das sind Tapas-ähnliche Speisen aus dem östlichen Mittelmeerraum, der Levante. Auf dem Menü des Start-ups stehen ausschließlich vegane Gerichte.

49
Euro kostet ein Menü bei Elevant.

Der Anspruch an die Qualität ist ungewöhnlich hoch für einen Essenslieferdienst. Auf manchen Klassiker musste man verzichten. Etwa die Falafel, die nach fünf Minuten „einfach nicht mehr knusprig-kross“ sei, wie Achtzehn sagt. Stattdessen gibt es zum Beispiel Austernpilz-Shawarma und dazu Brot mit Leoparden-Röstmuster.

In der minimalistisch gestalteten Chipperfield-Kantine kocht das Team von Elevant.

© Tagesspiegel/Alexander Anufriev

Zubereitet wird das Ganze von zwei Köchen. Auch die sind, ebenso wie die Kantine, angemietet. „Ghost Kitchen“ nennt sich dieses Konzept: Restaurants verzichten auf den Gastraum und kochen ausschließlich zum Ausliefern. Einen Boom erlebte es während der Corona-Lockdowns.

Ein Elevant-Menü soll zwei bis drei Personen satt machen und kostet 49 Euro. Das ist teurer als die meisten Anbieter bei Lieferando, Uber Eats oder Wolt. Doch das ist nicht der einzige Unterschied: Bestellen kann man bei Elevant höchstens einmal alle zwei Wochen. Ausgeliefert wird per Lastenrad und Auto im erweiterten Berliner Ring.

Achtzehn möchte die Fixkosten gering halten, um dadurch flexibler zu sein. Das senke das benötigte Startkapital und öffne Raum für Innovation, meint er.

Ein Markt mit Potenzial

Genaue Zahlen zu „Ghost Kitchens“ in Berlin gibt es nicht, aber der Markt für Lieferessen boomt weiter. 2021 lagen die Gesamtumsätze der Branche in Deutschland laut Statista bei etwa 2,4 Milliarden Euro, für 2022 prognostiziert man fast 2,6 Milliarden.

Auf die großen und kleinen Geisterküchen dürfte bisher jedoch nur ein kleiner Marktanteil entfallen. Viele Solobetreiber kochen von zu Hause oder mieten sich gelegentlich Räumlichkeiten, um sich nebenher mit ihrer Kochleidenschaft ein Zubrot zu verdienen. Echte Wettbewerber gibt es für Elevant daher derzeit kaum.

fine dining start up „Elevant“ für das Berlin-Buch (Berliner Wirtschaft).

© Tagesspiegel/Alexander Anufriev

Doch zwischen Ruben Achtzehn und der Erfüllung seines Wunschs nach besserem Lieferessen in Deutschland stehen erst einmal die nackten Zahlen. Seit September liefert Elevant aus, bei der letzten Lieferrunde im Dezember kam man auf 25 Bestellungen.

Das ist nicht viel, auch bei steigender Tendenz. Zur Lukrativität reiche das bislang noch nicht, gibt Achtzehn zu, aber im Essensgeschäft seien die Margen ohnehin etwas mager.

Das Konzept sei ausbaufähig, in einigen Jahren könne man es auch in Hamburg oder München etablieren, wenn es in Berlin klappt. Mit weiteren Marken könne in Zukunft ein größeres Spektrum an Gerichten abgedeckt werden, auch wochentags oder in Restaurants.

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