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Meister im Kiez: Hans-Jürgen Arnsmann vor seiner Werkstatt in Friedenau (Archivbild von 2019)

© Kai Portmann/Tagesspiegel

Bilderrahmer und Glaser muss raus: Friedenauer Institution sucht eine neue Bleibe

Vor vier Jahren rettete ein Geschäftsmann die alteingesessene Werkstatt von Hans-Jürgen Arnsmann in Friedenau. Jetzt musste der 82-Jährige sie doch schließen. Aber aufgeben will er nicht.

Ein alteingesessener Friedenauer Handwerksbetrieb, den ein Geschäftsmann Anfang 2019 vor dem drohenden Aus gerettet hatte, wird nun doch ein Opfer von Verdrängung und Gentrifizierung – zumindest am langjährigen Standort an der Albestraße 19.

Anfang Mai hat Hans-Jürgen Arnsmann seine „Werkstatt für Bilderrahmung und Glasreparaturen“, die er dort seit Jahrzehnten betrieb, schließen müssen. Denn sein Retter, der Unternehmer Hamid Djadda, der das Haus 2019 über eine Stiftung erworben und Arnsmann damals den Weiterbetrieb gesichert hatte, hat die Immobilie nun doch verkauft.

Djadda, der auch den Umbau der Avus-Tribüne finanziert und dem dort kürzlich Mieter abgesprungen sind, hat Arnsmann noch beim Auszug unterstützt. Nun hat der neue Eigentümer des Altbaus aus den 1890er Jahren freie Bahn für eine Luxussanierung, einschließlich der 110 Quadratmeter Werkstattfläche von Arnsmann.

Trotz des Rückschlags aber denkt der Bilderrahmer und Glaser nicht ans Aufhören. „Ich habe ja nicht aufgegeben, ich suche noch nach einer neuen Werkstatt“, sagt Arnsmann. Ein Laden muss es nicht mehr sein, Souterrain wäre auch tauglich. Zwei Räume sollten es sein, zu einem erschwinglichen Preis, „wo ich arbeiten kann und wo man draußen ein Schild dranmachen kann.“

Rollladen runter, Abschiedsgruß am Zaun: Die geschlossene Werkstatt von Hans-Jürgen Arnsmann in Friedenau.

© Kai Portmann/Tagesspiegel

Derzeit hat er seine Werkstatteinrichtung und seinen Fundus an Rahmen um die Ecke in einem Lagerraum und in seinem privaten Keller untergebracht. Von seinem Kiez möchte sich Arnsmann, der in Essen geboren ist und über Zürich und Bayern schließlich Ende der 1960er Jahre in Berlin-Friedenau landete, auch nicht verabschieden. „Ich gehöre nach Friedenau“, sagt er.

Das sehen die Nachbarn und Kunden auch so. Am Samstag vor der Schließung kamen viele zu einem überraschenden Abschiedsbesuch in die Werkstatt. Sie brachten Wein mit, ein Kind spielte Geige. „Das war mein schönstes Erlebnis, da sind mir richtig die Tränen gekommen“, sagt Arnsmann.

Auch wegen solchen Zuspruchs denkt der Handwerker, der im Oktober 83 Jahre alt wird, überhaupt nicht an den Ruhestand.

Nur etwas kürzertreten möchte Arnsmann. Die Glaserei will er aufgeben, aber weiter Bilder rahmen. Allerdings nicht mehr sechs Tage die Woche, wie jahrzehntelang. „Ich will jetzt eine Vier-Tage-Woche“, sagt er.

Aber erst einmal hofft Arnsmann, eine neue Werkstatt zu finden – und noch einmal gerettet zu werden.

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