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Etwa 3 Kilometer des Tempelhofer Damm sind nun mit 530 Poller und zahlreichen Baken, sogenannte Leitboys, versehen worden. Diese trennen nun den motorisierten Verkehr von den Radfahrenden. Ebenso wurden Zufahrten und Kreuzungen mit roter Farbe markiert.

© IMAGO/Andreas Friedrichs

Mehr Unfälle durch Radspuren?: Berliner Polizei und BVG sehen negative Auswirkungen auf Verkehrsführung

Seit 2021 gibt es auf dem Tempelhofer Damm in Berlin Radspuren. Seitdem wurden mehr Unfälle auf der Straße registriert. Die CDU fordert Verbesserungen in der Verkehrsführung.

Die Einrichtung der Radspur auf dem Tempelhofer Damm ab dem Jahr 2021 soll sich nach Auffassung von Polizei und Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) „negativ auf die allgemeine Verkehrsführung“ ausgewirkt haben, „was zur Erhöhung der Verkehrsunfallzahlen in diesem Bereich beigetragen haben könnte“. So heißt es in der Antwort von Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini (SPD) der Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Christian Zander.

Dass der Autoverkehr nun eine Spur weniger habe, wie es in der Antwort heißt, stimmt allerdings nur bedingt. Der Radweg wurde durchgehend auf dem Parkstreifen errichtet, jedoch verengt sich an mehreren Kreuzungen die Fahrbahn wegen der Abbieger auf eine Spur für den geradeaus fahrenden Verkehr.

Im Vergleich zu 2020 ist die Zahl der Unfälle, an denen Lastwagen und Pkw beteiligt waren, in den folgenden beiden Jahren stark gestiegen. Gab es 2020 auf dem Tempelhofer Damm 614 Unfälle, waren es 693 Unfälle im Jahr 2021 und 718 im Jahr 2022. Bei den Zahlen muss man berücksichtigen, dass pandemiebedingt die Verkehrsdichte unterschiedlich war. Im Vorpandemiejahr 2019 lag die Zahl allerdings noch höher bei 830 Unfällen.

Auf dem anschließenden Mariendorfer Damm bis Alt-Mariendorf sieht diese Bilanz anders aus. 2020 wurden dort 264 Unfälle registriert, 2021 waren es 479 Unfälle, 2022 ging die Zahl dann allerdings wieder zurück auf 333 Unfälle, lag aber dennoch deutlich über der Zahl im vorpandemischen Jahr 2019 mit 286 Vorkommnissen. Die Zahl der bei Unfällen Verletzten stieg in diesem Straßenabschnitt von 31 im Jahr 2020 auf 44 im Jahr 2022. 2019 wurden 29 Menschen verletzt.

Die Umgestaltung ist leider ein klassisches Beispiel dafür, wie trotz jahrelanger Vorbereitung gut gemeinte Verkehrspolitik das Gegenteil von gut gemacht ist.

Christian Zander

„Vor allem auf dem nördlichen Mariendorfer Damm ist die Fahrbahnführung suboptimal, da ein ständiger Wechsel von zwei Fahrspuren auf eine Fahrspur an den Knotenpunkten erfolgt“, sagt Zander. Auch seien die Markierungen gerade bei Dunkelheit und Nässe nicht zu erkennen. Die Fahrbahnführung müsse deutlich verbessert werden. Für Zander ist es auch ein Warnzeichen, dass sowohl auf dem Tempelhofer Damm als auch auf dem Mariendorfer Damm die Zahl der Unfälle mit Radfahrern im Zeitraum von 2020 bis 2022 gestiegen ist, obwohl die Radwege sie schützen sollen.

Die Zahl erhöhte sich von 25 auf 31 auf dem Tempelhofer Damm, von sechs auf 14 auf dem Mariendorfer Damm. „Dies zeigt den dringenden Handlungsbedarf insbesondere an den Knotenpunkten, da der Schwerpunkt der Unfälle mit dem Radverkehr bei den Abbiegevorgängen liegt“, sagt Zander. „Die Umgestaltung der B 96 in diesem Abschnitt ist leider ein klassisches Beispiel dafür, wie trotz jahrelanger Vorbereitung gut gemeinte Verkehrspolitik das Gegenteil von gut gemacht ist.“

Bei der Betrachtung der Zahlen von Unfällen mit Radfahrern muss man auch hier berücksichtigen, dass die Zahl der Radler seit dem Anlegen der Radspuren dort stark gestiegen ist. Vor 2021, als es noch keine Radspur gab, waren nur wenige Radfahrer auf dem Tempelhofer Damm und dem Mariendorfer Damm unterwegs.

Verkehrsstadträtin Saskia Ellenbeck weist auf die eingeschränkte Vergleichbarkeit der Daten hin. „Entsprechend müssen Unfallzahlen ins Verhältnis gesetzt werden. Wenn der Radverkehr massiv zunimmt und die Anzahl der Unfälle mit Radverkehrsbeteiligung nicht oder nur leicht, ist es tatsächlich eine positive Entwicklung“, schreibt sie auf Twitter. Die Spur auf dem Mariendorfer Damm ist bisher auch nur zu einem Teil mit Pollern geschützt. Auch auf der Stubenrauchbrücke in Richtung Innenstadt gibt es bisher nur eine provisorische Spur auf dem Gehweg.

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