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ARCHIV - 28.03.2018, Berlin: Ein Mann geht auf das Gelände des Jüdischen Krankenhauses in Wedding. Dort befindet sich eine der Notdienstpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Statt stundenlang auf die Behandlung in einer Rettungsstelle zu warten, kann der Besuch einer Notdienstpraxis eine Alternative sein. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin betreibt inzwischen elf solcher Praxen an Krankenhäusern. Sie öffnen, wenn andere Arztpraxen geschlossen sind. (Zu dpa: «Notdienstpraxen entlasten Rettungsstellen zunehmend») Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Paul Zinken

Entlastung für Rettungsstellen: Notdienstpraxen in Berlin sind immer gefragter – keine Erweiterung geplant

Sie öffnen, wenn andere Praxen schließen und haben immer mehr Zulauf: die Notdienstpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung. Ein Ausbau des Angebots ist aber nicht in Sicht.

Die Ärzte in den elf Notdienstpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin an Krankenhäusern entlasten die Rettungsstellen zunehmend. Im vergangenen Jahr wurden die Praxen von jeweils rund 32.000 Kindern und Erwachsenen aufgesucht, wie aus Daten der KV Berlin hervorgeht. 2020 lag die Zahl der behandelten Erwachsenen noch bei rund 19.400 und die der Kinder bei rund 21.000. „Die steigende Zahl der Patienten in den vergangenen drei Jahren zeigt, dass die Arbeit der KV-Notdienstpraxen in den Krankenhäusern zur Entlastung beiträgt - Tendenz weiter steigend“, sagte KV-Sprecherin Dörthe Arnold.

„Man hat eine zusätzliche Option, das verkürzt die Wartezeit und steigert die Zufriedenheit“, sagt Angela Kijewski, Sprecherin des Unfallkrankenhauses Berlin, an dem es seit 2016 eine Notdienstpraxis gibt, laut Kijewsjki die erste in Berlin. Gerade für Patienten, die zu den weniger schweren Fällen zählten und deshalb mit besonders langen Wartezeiten rechnen müssten, sei die Notdienstpraxis eine Alternative zur Rettungsstelle. Die meisten Notdienstpraxen sind an Freitagen nachmittags und an Wochenenden und Feiertagen geöffnet.

Auch die KV-Praxis an den DRK-Kliniken Berlin Westend habe sich eindeutig bewährt, sagt Sprecherin Corinna Schwetasch. „Wir rechnen mit insgesamt über 10.000 Fällen im Jahr, die allein hier bei den DRK-Kliniken Berlin Westend von der KV übernommen werden. In der Notaufnahme behandeln wir jährlich rund 38.000 Patienten, würden die Fälle aus der KV-Praxis mit dazu kommen, müssten wir circa 50.000 Patientinnen und Patienten versorgen“, so die Sprecherin.

Eine deutliche Entlastung sei auch an den Vivantes-Standorten Neukölln und Friedrichshain spürbar. Allerdings sei gleichzeitig eine erhöhte Nachfrage von Patienten bemerkbar, die ohne das KV-Angebot eher nicht ein Krankenhaus aufsuchen würden, so eine Vivantes-Referentin.

Das landeseigene Unternehmen würde demnach gern die Kooperation mit der KV an weiteren Klinik-Standorten etablieren und zeitlich über die bestehende Wochenend-Regelung ausweiten, so die Referentin. Potenzial für eine noch stärkere Versorgung sehen auch die DRK-Kliniken Westend, etwa indem Öffnungszeiten verlängert oder auch unter der Woche angeboten werden, an Tagen, an denen andere Praxen geschlossen haben wie etwa mittwochnachmittags.

Laut KV-Sprecherin Arnold sorgen steigende Kosten, unter anderem für Personal, Energie und Sachkosten bereits jetzt für ein Defizit, das die KV ausgleichen müsse. „Allein bei den KV-Notdienstpraxen wurde für das Jahr 2020 ein Minus von 1,2 Millionen Euro und für das Jahr 2021 ein Minus von 1,4 Millionen Euro verzeichnet“, so Arnold. Für die Jahre 2022 und 2023 sei davon auszugehen, dass das Defizit weiter steigen werde.

Kassenärztliche Vereinigung Berlin will keine weiteren Notdienstpraxen aufbauen

Es sei daher seitens der KV Berlin nicht geplant, weitere KV-Notdienstpraxen aufzubauen oder die Öffnungszeiten der bestehenden KV-Notdienstpraxen zu erweitern. Einschränkungen seien aber ebenfalls nicht vorgesehen.

Die Praxis zeigt, dass viele Patienten, die am Wochenende eine Klinik aufsuchen, eigentlich auch warten könnten. Im Vivantes Klinikum Neukölln würden jährlich rund 59.000 Fälle und in der Friedrichshainer Rettungsstelle fast 63.000 Fälle versorgt. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass rund 30 Prozent dieser Fälle auch zu einem späteren Zeitpunkt von einem niedergelassenen Arzt hätten versorgt werden können. Für die Kinderrettungsstellen an beiden Standorten gilt dies für rund 80 Prozent“, so die Vivantes-Referentin.

Auch der Rettungsdienst der Feuerwehr wird öfter gerufen als nötig. Ende Januar haben Feuerwehr und KV Berlin mit einer Kampagne darauf aufmerksam gemacht, dass die Notrufnummer 112 nur in echten Notfällen und bei lebensgefährlichen Situationen und Krankheiten gerufen werden sollte.

Statt der 112 sollte bei normalen Krankheiten der Hausarzt angerufen werden, bei akuten Beschwerden abends und am Wochenende die Nummer 116 117 vom Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). (dpa)

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