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Gedenken an die Opfer der Amokfahrt am Kurfürstendamm, Tauentzienstrasse in Berlin. (Archivfoto)

© Sven Darmer

„Es war Absicht“: Zeugen sagen im Prozess um tödliche Amokfahrt am Berliner Ku’damm aus

Im Sommer 2022 rast ein Autofahrer auf den Gehweg von Berlins bekanntester Einkaufsstraße. Eine Frau stirbt, viele werden verletzt. Nun haben Zeugen das Erlebte vor Gericht geschildert.

Ein Motor heulte auf, Reifen quietschten – „erst dachte ich an einen Ku’damm-Raser“, schilderte eine 29-jährige Zeugin am Montag vor dem Berliner Landgericht. Sie habe damals in ihrem Auto gesessen. „Dann ist ein Wagen ganz knapp vor meinem Auto vorbei und über den Bordstein.“ Sie habe dann Schreie gehört, so die Zeugin, die mit den Tränen kämpfte. „Ein Auto fuhr in Menschengruppen, Leute flogen durch die Luft“, berichtete ein 44-jähriger Zeuge. „Für mich war klar: Es war Absicht.“ 

Wieder saß der 29-jährige Gor H., dem der Prozess wegen Mordes und 16-fachen versuchten Mordes gemacht wird, scheinbar regungslos auf der Anklagebank. Er war am Vormittag des 8. Juni 2022 in einem Kleinwagen auf dem Kurfürstendamm unterwegs. Plötzlich zog er laut Ermittlungen gezielt auf den Gehweg und fuhr in Gruppen von Passanten. Eine Frau starb, viele Menschen wurden verletzt. H. soll sich in einem akut psychotischen Zustand befunden haben. Die Staatsanwaltschaft strebt seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. 

„15 bis 20 Meter vor mir kam er kurz zum Stehen, beschleunigte dann, fuhr wieder durch Menschen“, sagte der 44-Jährige, der damals als Teilnehmer einer Konferenz in Berlin war. Personen hätten auf der Motorhaube gelegen. „Alles ging blitzschnell.“ Mit durchdrehenden Reifen sei der Wagen weggefahren. Er selbst habe sich mit anderen Ersthelfern um Verletzte gekümmert, so der Zeuge. Längere Zeit sei er bei einem verletzten Lehrer gewesen, der am Boden lag – „ich hielt seine Hand und redete beruhigend auf ihn ein“. 

Von der Todesfahrt auf dem Ku’damm und der Tauentzienstraße war vor allem eine Schulklasse aus Nordhessen betroffen. Die 51 Jahre alte Lehrerin einer 10. Klasse starb noch am Tatort. Ein Kollege sowie elf Schülerinnen und Schüler wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Weitere Opfer waren eine 14-jährige Berlin-Besucherin, eine 32-Jährige, die im siebten Monat schwanger war, sowie zwei vor einem Imbiss stehende 29 und 31 Jahre alte Männer. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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