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Starke transatlantische Bande. Im Mittelpunkt US-Botschafterin Amy Gutmann  neben Staatssekretär Thomas Bagger mit Michael Link (im Bild Dritter v.l.) und Repräsentanten der Zentren.

© Dominik Butzmann/AA/photothek.de/Dominik Butzmann

Transatlantischer Kulturaustausch: Deutsch-Amerikanische Zentren feierlich in Berlin gegründet

Der Verbund Deutsch-Amerikanischer Zentren will die emotionale Bindung zwischen den Ländern fördern. Zur Gründungsfeier kamen US-Botschafterin Amy Gutmann und Entertainerin Gayle Tufts.

| Update:

Den immer noch verbreiteten Glauben, dass die deutsche und die amerikanische Kultur praktisch deckungsgleich seien, widerlegt Entertainerin Gayle Tufts mit wenigen Federstrichen.

„Was antwortet ein Amerikaner, wenn er gefragt wird, wie es ihm geht?“, fragt sie und macht es gleich selbst vor: „Großartig. Wunderbar.“ Und auch die Antwort, was ein Deutscher auf dieselbe Frage sagt, hat sie parat, zieht dafür ihr Gesicht leicht in missmutige Falten: „Muss ja.“

Ort der Kurzlektion ist der Welt-Saal im Auswärtigen Amt, wo am frühen Donnerstagabend die Gründungsveranstaltung des Verbunds Deutsch-Amerikanischer Zentren über die Bühne geht. Eingeladen hat der Koordinator für Transatlantische Zusammenarbeit, Michael Link.

Auch US-Botschafterin Amy Gutmann und der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Thomas Bagger, sprechen zu den Repräsentanten der zwölf Zentren, die sich später in einer Urkunde verewigen.

Das gemeinsame Band der Demokratie

In den politischen Reden spielen eher Gemeinsamkeiten eine Rolle, die beide Länder verbinden, die Werte, vor allem die Demokratie.

In einer Zeit der Veränderung sei es wichtig, dass die Zentren die emotionale Bindung zwischen beiden Ländern aufrechterhielten, sagt Link und lobt die ausgezeichnete Arbeit, die mit Kulturveranstaltungen, Kinoprogrammen und Austauschberatung geleistet werde.

Amy Gutmann erinnert daran, wie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin in einem von Bomben zerstörten Haus das Fundament für das Amerika-Haus entstand. Das sei der Marshallplan der Ideen gewesen, sagt sie: Es gebe keine Alternative zum Austausch und zu kultureller Verständigung.

990.000
Euro beträgt die Förderung für die zwölf Häuser

Die Zentren seien lebendige Symbole für die starke deutsch-amerikanische Partnerschaft, für Demokratie, Freiheit und Wohlstand in einer Zeit der Herausforderung durch Autokratien. Sie habe großen Respekt vor der Arbeit, sagt Gutmann, und hoffe, jedes einzelne Amerika-Haus in ihrer Amtszeit persönlich besuchen zu können.

Dialog in Zeiten des Populismus wichtiger denn je

Auf die Herausforderungen, mit denen kein Land allein fertig werden könne, geht auch Thomas Bagger ein. Aus seiner Sicht braucht es ein breites Netzwerk, das die Freundschaft stärkt, ebenso wie die bundesweite Sichtbarkeit.

Mein Mann kommt aus Bremen.

Gayle Tufts

Es sei in Zeiten des Populismus wichtiger denn je, den Dialog zu fördern, damit gegenseitiges Vertrauen und Verstehen aufgebaut werden und nachhaltige transatlantische Freundschaften entstehen könnten. So verlängere man auch Gespräche, die in Berlin geführt werden, in andere Landesteile.

Mit Leipzig ist unter den zwölf Standorten nur einer in Ostdeutschland vertreten. Diese Neueröffnung wurde auch mithilfe von Finanzierung durch die USA möglich.

Amerika-Haus Berlin schloss 2006

Das Berliner Amerika-Haus wurde 1946 als Bücherstube in der Kleiststraße gegründet. 1957 zog es in die Hardenbergstraße, in die Nähe des Bahnhofs Zoo. Bis zum Mauerbau stand es auch Ost-Berlinern als Informationsquelle offen.

Seit der Schließung 2006 gibt es in der Stadt kein Amerika-Haus mehr. Auf die Frage, warum das so ist, weiß niemand eine Antwort. Vermutet wird, dass es hier schon genug amerikanische Institutionen gibt.

Auch die 2008 eröffnete Botschaft hat Kulturaufgaben übernommen. Anfang der 50er-Jahre hatten die Amerikaner 27 Amerika-Häuser gegründet. Mit der Wiedervereinigung zogen sie sich zurück, weil sie deren Aufgabe als erfüllt ansahen.

Bereits seit den 50er-Jahren war auch das Auswärtige Amt an der Förderung beteiligt. In den letzten Jahren wurde diese Förderung deutlich aufgestockt, von 242.000 Euro 2019 auf 990.000 Euro 2021.

Die Zahl der geförderten Häuser wurde von fünf auf zwölf erhöht, mit dem Ziel, die internationale Gesinnung und Toleranz auf allen Gebieten der deutschen und amerikanischen Kunst und Kultur zu fördern, um ein besseres Zusammenwirken der beiden Länder zu erreichen.

Dass Verständigung nicht immer einfach, aber die Mühe unbedingt wert ist, weiß Gayle Tufts aus eigener Erfahrung: „Mein Mann kommt aus Bremen.“

Ob die fließend denglisch sprechende Entertainerin nur deshalb seit 32 Jahren ihre Karriere in den Dienst der transatlantischen Verständigung stellt, bleibt am Ende ebenso offen wie die Frage, ob es vielleicht doch einmal wieder ein für alle leicht zugängliches Amerika-Haus in Berlin geben wird.

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