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Elektrofahrzeuge des Carsharing-Dientes Miles stehen an einem Straßenrand.

© picture alliance/dpa / dpa/Marcus Brandt

Ganz ohne Auto geht’s noch nicht: Freie Fahrt für das Carsharing in Berlin

Die Politik hat es den Anbietern gemeinschaftlicher Pkw-Nutzung bislang schwer gemacht. Das muss aufhören.

Ein Kommentar von Christoph M. Kluge

In Berlin kommt man ganz gut ohne Auto zurecht. Das ist eigentlich eine Binsenweisheit. Aber in den vergangenen Jahren wurde daraus eine Leitlinie für handfeste Politik: Wenn die Zahl der Autos in der Stadt abnimmt, ist das positiv, sowohl für das Klima als auch für die Bewohner:innen. So weit, so theoretisch gut. Doch in der Praxis brauchen die Menschen Alternativen, die alltagstauglich sind. Allein die Förderung von Fahrrad und Pedelec genügt nicht. Carsharing ist ein sinnvoller Weg, aber politische Barrieren verhindern bislang den Durchbruch. Das muss sich ändern.

Die meisten Ziele liegen nah in der Innenstadt. Die eigenen Füße, das Fahrrad und der öffentliche Nahverkehr genügen als Transportmittel. Es gibt aber – ob man es glaubt oder nicht – auch Leben außerhalb des S-Bahnrings.

Nahverkehr und Fahrrad allein genügen nicht

Wer den hippen City-Kiez verlässt, um sich in die Außenbezirke oder gar nach Brandenburg zu bewegen, tut das besser nicht mit dem Lastenrad. Und die Bahn bringt den klimabewussten Reisenden heutzutage zwar sicher über Nacht nach Stockholm, auf den Regionalzug nach Rathenow ist aber nicht unbedingt Verlass.

Weil das so ist, besitzen viele Menschen weiterhin ein eigenes Auto. Dessen Vorteile: Verfügbarkeit und Unabhängigkeit, auch bei weiten Strecken. Ein Nachteil: Das Fahrzeug steht die meiste Zeit ungenutzt herum, etwa 23 Stunden am Tag laut Statistik. Parkfläche ist meist Straßenland, das besser genutzt werden könnte.

Wer den hippen City-Kiez verlässt, um sich in die Außenbezirke oder gar nach Brandenburg zu bewegen, tut das besser nicht mit dem Lastenrad. 

Christoph Kluge, Tagesspiegel-Redakteur

Carsharing könnte eine Alternative sein. Gemeinschaftlich genutzte Fahrzeuge werden intensiver genutzt, blockieren weniger Parkfläche und sparen Ressourcen. Sie können auch stunden- und tageweise gemietet werden für längere Fahrten.

Doch bislang gibt es laut Bundesverband Carsharing nur 7000 geteilte Fahrzeuge in Berlin. Das sind gerade mal 0,58 Prozent der laut Statistik-Amt insgesamt zugelassenen 1,2 Millionen Pkw. Dass es nicht mehr sind, liegt auch an politischem Gegenwind.

Die frühere Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) schoss übers Ziel hinaus, als sie Carsharing per Gesetz als Sondernutzung einstufen und stark regulieren wollte. Mehrere Carsharing-Anbieter klagten dagegen, setzten sich beim Oberverwaltungsgericht erst einmal durch. Der Streit ist jedoch noch nicht entschieden.

Theoretisch könnte die neue Senatorin Manja Schreiner (CDU) den Weg ihrer Vorgängerin weiterverfolgen. Doch das wäre ein schwerer Fehler. Denn erst, wenn sie eine sichere und verfügbare Alternative haben, werden mehr Menschen auf das eigene Auto verzichten.

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