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Bausenator Andreas Geisel beim Besuch der Wohnbauprojekt der DEGEWO am Friedrich-Kayssler-Weg in Neukoelln in Berlin am 25. August 2022. Buergermeisterin Giffey und Bausenator Geisel auf Neubautour in Berlin *** Building Senator Andreas Geisel visiting the housing project of DEGEWO at Friedrich Kayssler Weg in Neukoelln in Berlin on 25 August 2022 Mayor Giffey and Building Senator Geisel on new construction tour in Berlin

© Imago/Emmanuele Contini

Geisel nach gescheiterter Missbilligung: Wie Berlins Bausenator den Weg zurück in den Alltag findet

Für die chaotische Wahl 2021 hätte der frühere Innensenator fast mit dem politischen Aus bezahlt. Er überstand die Affäre.

Schwierige Wochen liegen hinter ihm. Ein Missbilligungsantrag hat Berlins Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen im Parlament schweigend ausgesessen. Wieviel Verantwortung trägt der frühere Innensenator Andreas Geisel (SPD) für einen reibungslosen oder wenigsten geordneten Ablauf von Wahlen? Im Berliner Fall muss man aktuell eher sagen: für die chaotischen Zustände bei der kombinierten Abstimmung über die Besetzung von Bundestag, Abgeordnetenhaus sowie über die Enteignung großer Wohnungskonzerne. Trotz großer Kritik blieb Geisels Rücktritt bislang aus.

Aber wie verkraftet er die teils harten Kommentare – und helfen die Routinen eines Senators, wieder in den Alltag zu finden? Der erste Spatenstich für den Bau von 349 Wohnungen in der Wasserstadt Spandau ist ein Pflichttermin, allein schon um neue Bilder in die Welt und die sozialen Netzwerke zu senden. An die Stelle des ernsten bedrückten Mannes im Parlament soll der Spaten schwingende, tatkräftige Macher treten, vor Bagger mit Helm in der Baugrube.

Geisel erscheint pünktlich, mischt sich lächelnd in die Gruppe um den Chef der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) Steffen Helbig, Bezirksbaustadtrat Thorsten Schatz (CDU), Bauunternehmer und Veranstalter. Geisel begrüßt jeden mit Handschlag, erzählt amüsiert von seinem Navi, das einige der Straßen in den neu entstehenden Wohnquartieren nicht findet.

Zurück in den Alltag: Bausenator Geisel mit WBM-Chef Helbig.
Zurück in den Alltag: Bausenator Geisel mit WBM-Chef Helbig.

© Ralf Schönball

Und er verliert keine Zeit. Baustadtrat Schatz bietet er ein Grundstück an: „Wir hätten am Askanierring eine Fläche für Sportplatz mit Großspielfeld für Sie“, sagt er. Schatz antwortet ausweichend. „Wir dachten, Sie sagen einfach ja“, sagt Geisel im Scherz. „Schon, aber ich kann nicht die Position unseres Bezirks in der Frage Gartenfeld aufgeben“, sagt Schatz. Geisel lässt nicht locker: Am kommenden Dienstag möge wenigstens jemand zum Senat kommen, um die Position von Spandau in der Sache Gartenfeld zu vertreten.

In Spandau nützen SPD-Connections nichts

Und darum geht es: Am Dienstag tagt die Senatskommission Wohnungsbau unter Leitung der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Ziel ist es, die Blockaden bei Wohnungsbauprojekten aufzulösen. Das „Neue Gartenfeld“ in Spandau zählt mit 3700 Wohnungen zu den ganz großen Siedlungsprojekten.

Letzte Hürden vor dem Baustart wollen Giffey und Geisel abräumen. Deshalb bietet Geisel dem Bezirk dafür ein Grundstück und Entgegenkommen an. Die Parteischiene hilft ihm hier nicht: Baustadtrat Schatz ist CDU-Mitglied. Und vor der Wiederholung des verkorksten Urnengangs im vergangenen Jahr hat der Wahlkampf dazu fast schon begonnen.

„Da haben wir die Zeit gut genutzt“, sagt Geisel als der offizielle Teil der Veranstaltung beginnt. Er habe noch eine Menge vor in Spandau und werde daher gerne hierher zurückkehren. Im Bezirk schließen Senat und Wohnungsbauunternehmen Lücken und Brachen mit tausenden Wohnungen. Geförderte Objekte zu Mieten ab 6,50 Euro baut die WBM, die in Berlin so dringend gebraucht werden.

Dafür „bedanke ich mich ausdrücklich bei Ihnen, Herr Schatz“, sagt Geisel. Herausfordernd sei das Bauen in der Spandauer Wasserstadt, weil es hier das quirlige City-Leben mit Läden, Cafés und Kieztreffpunkten noch nicht gebe. Das müsse mit den Wohnungen entstehen, sagt Geisel. Dabei sowie bei der „klimaresilienten Gestaltung“ der neuen Viertel leisteten die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften „Hervorragendes – sie sind an der Spitze der Bewegung“.

Erleichtert wirkt der Senator, der über den Missbilligungsantrag für sein Handeln in der vergangenen Legislatur fast gestürzt wäre. Ein bisschen Wahlkampf ist sein Auftritt wohl auch. Denn er wird mit der SPD ein drittes Mal sein Amt als Bausenator gewinnen wollen.

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