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Update

„Ich habe das nicht gewollt“: 29-Jähriger gesteht Messerattacke in Berliner U-Bahn

Ein Mann fühlt sich durch lautstarke Selbstgespräche eines Fahrgastes gestört und bittet um Ruhe. Dann sticht der Fahrgast fünf Mal auf den Mann ein. Der Prozess begann mit einem Geständnis.

| Update:

Laut sprach er und störte aus Sicht anderer Fahrgäste. Ein Mann ermahnte Van T. schließlich zur Ruhe – durch Worte, mit vor den Mund gelegtem Zeigefinger, schließlich rüttelte er ihn kurz. Die Situation in einer U-Bahn der Linie 5 eskalierte. Van T. holte ein Küchenmesser aus einer Plastiktüte und stach zu. Fünf Mal traf er den anderen Fahrgast.

Sechs Monate später gestand der 29-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht über seinen Verteidiger und bat um Verzeihung. Sein Mandant sei psychisch krank, erklärte der Anwalt.

Es geschah am 13. September im Feierabend-Verkehr in Richtung Hönow. Van T. führte Selbstgespräche. Sehr laut sprach er, es wirkte aggressiv. In seiner Nähe saß ein junger IT-Fachmann und las. „Ich bat ihn, leiser zu sein“, schilderte der 27-jährige H. nun als erster Zeuge. „Kurz war er ruhig, fing dann aber wieder an.“ Als Worte und Gesten nichts bewirkten, sei er aufgestanden und habe den Mann kurz gerüttelt. Die Sache schien geklärt. Es verging etwa eine Minute. H. saß lesend auf seinem Platz, als andere Fahrgäste entsetzt aufschrien. „Er stand mit einem Küchenmesser da, kam auf mich zu.“

„Es war ein Todeskampf“

Immer wieder habe der Angreifer auf ihn eingestochen, sagte der IT-Fachmann. Er habe die meisten Stiche durch Tritte abblocken können, auch sein Tablet zur Abwehr in Richtung des Täters geworfen. Es sei ein Todeskampf gewesen. „Wie durch ein Wunder verletzte keiner der Stiche innere Organe.“ Keiner der weiteren Fahrgäste griff ein. Wie in Schockstarre seien die Augenzeugen gewesen, sagte der 27-Jährige. „Es ging alles so schnell.“ Er habe den Angreifer schließlich wegtreten können.

Als sich die Türen im Bahnhof Wuhletal öffneten, sei der Mann verschwunden. Van T. wurde drei Tage später festgenommen. Er befindet sich seitdem vorläufig im sogenannten Maßregelvollzug. Einen festen Wohnsitz hatte der Vietnamese, der vor einigen Jahren nach Deutschland kam, damals nicht. Vor zwei Jahren stand er nach vier Ladendiebstählen vor Gericht. Er wurde wegen einer psychischen Erkrankung als nicht schuldfähig eingeschätzt und freigesprochen.

Die Staatsanwaltschaft strebt nun im Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung eine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. „Ich habe es nicht gewollt“, sagte Van T. zu seinem Opfer. H. nahm die Entschuldigung an. Er selbst habe sich „nicht optimal“ verhalten, schätzte H. ein. Der Prozess geht am Donnerstag weiter.

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