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Gedenk-Kundgebung anlässlich des zweiten Jahrestags des rassistischen Anschlags in Hanau am 19.02.2022 zum gemeinsamen Gedenken ans Brandenburger Tor in Potsdam. Vor der Kundgebung stilles Gedenken und das Anzünden von Kerzen.

© Andreas Klaer

Instrumentalisierung des Hanau-Gedenkens: Hört auf jene, die Menschen verloren haben!

Erneut wird das Gedenken an den rechten Terror von Hanau gegen den Willen der Angehörigen instrumentalisiert. Das ist unredlich und sollte endlich ein Ende finden.

Ein Kommentar von Julius Geiler

Vier Jahre ist es her, dass ein Rechtsextremist in Hanau das Leben von neun jungen Menschen aus rassistischen und verschwörungsideologischen Motiven auslöschte. Vier Jahre, in denen Angehörige und Überlebende um Aufklärung der Tat und Transparenz bei den Ermittlungen kämpfen. Vier Jahre des Gedenkens, des Erinnerns und des Reflektierens, dass rechter Terror in Deutschland Kontinuität hat.

Der NSU, München, Halle, Hanau, Walter Lübcke und eine schier unglaubliche Zahl von fast 200 Todesopfern rechter Gewalt seit 1990 sprechen eine eindeutige Sprache.

Umso wichtiger ist ein würdiges, angemessenes Gedenken an die Opfer von Hanau. So wünschen es sich die Angehörigen und Überlebenden, die sich in der Initiative „19. Februar“ zusammengefunden haben. „National-, Partei- und Organisationsfahnen haben in diesem Erinnern keinen Platz“, schreiben sie auf ihrer Website, das Gedenken solle nicht instrumentalisiert werden.

Mancherorts steht das Gedenken und Erinnern nicht im Vordergrund

Gehört wird das nicht überall. Vielerorts mobilisiert erneut die „Migrantifa“ zu Hanau-Gedenkdemonstrationen, nicht immer scheint das Erinnern und Gedenken an die Toten im Vordergrund zu stehen. Im Aufruf zur Braunschweiger Mahnwache heißt es „von Hanau bis nach Gaza – Yallah Intifada“, im Berliner Bündnis sind die israelfeindlichen Gruppen „Palästina spricht“ und „Young struggle“ involviert. Letztere hatten den Hamas-Terror des 7. Oktober als „legitimen Widerstand“ deklariert.

Die Instrumentalisierung des Gedenkens ist schäbig. Spätestens seit dem Anschlag von Halle sollte allen klar sein, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland genauso von rechtem Terror bedroht sind wie Menschen mit Migrationshintergrund. Es gilt nicht zu spalten, sondern gemeinsam dagegen anzukämpfen. Gerade jetzt, in diesem Jahr, in dem die extrem rechte AfD erstmals reale Chancen hat, einen Ministerpräsidenten zu stellen.

So wünschen es sich die Angehörigen von Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov, die seit vier Jahren ohne neun geliebte Menschen auskommen müssen.

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