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Ein Boot der Wasserschutzpolizei Berlin.

© imago images/Shotshop

Kampf gegen Krach und Krawall: Deshalb soll die Berliner Wasserschutzpolizei jedes Jahr ein neues Stahlboot bekommen

Neue Jet Bikes und Powerboote helfen der Berliner Wasserschutzpolizei gegen Raser und Partylärm. Doch die Flotte der Stahlboote ist heillos überaltert. Was jetzt passieren soll.

Viele rieben sich verwundert die Augen bei der Lektüre des Koalitionsvertrages von CDU und SPD in Berlin. „Für die Stahlbootflotte der Wasserschutzpolizei schaffen wir ab 2024 jährlich ein neues Stahlboot an“, ist dort zu lesen. Am Montag erklärte der Chef der Berliner Wasserschutzpolizei, René Behrendt, im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses, warum Stahlboote im Koalitionsvertrag stehen und welche Probleme es auf dem Wasser gibt.

Was macht die Wasserschutzpolizei?

Die Wasserschutzpolizei ist für 200 Kilometer schiffbare Gewässer in Berlin zuständig, muss dort für Sicherheit und Ordnung sorgen. Es geht um die Absicherung von Plenarsitzungen des Bundestages, Staatsbesuche, 300 Demonstrationen im Jahr auf und am Wasser, Großveranstaltungen wie gerade erst die Special Olympics World Games. Hinzu kommen Gewerbe- und Umweltdelikte, aber auch die Sport- und Freizeitschifffahrt. „Die Berliner Gewässer werden immer mehr zur Party- und Eventfläche“, sagte Behrendt.

Worum geht es beim Partyproblem?

Vor einigen Jahren beschwerten sich zunehmend Anwohner und andere Gewässernutzer im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel über den zunehmenden Krach und Krawall auf dem Wasser an Havel und Wannsee. Und sie kritisierten, dass die Polizei dann meist nicht in der Nähe sei. Behrendt spricht von „Präsenzlücken“. Denn bislang hatte die Wasserschutzpolizei nur Wachen in Treptow, Mitte und Spandau, bis zur Unteren Havel und zum Wannsee brauchte die Boote viel zu lange.

Ein Stahlboot der Wasserschutzpolizei.

© imago images/Christian Spicker

Wie füllt die Polizei die Lücke?

In der Wache der Feuerwehr am Kronprinzessinnenweg am Wannsee wird ein neuer Stützpunkt für die Wasserschutzpolizei errichtet. Die Steganlagen werden so „ertüchtigt“, dass künftig drei Streifenboote dort stationiert werden können. Zudem soll in zwei Jahren ein Model-Container-Bau für die Polizei fertiggestellt sein. Bei den Dienstzeiten läuft noch bis Ende Oktober ein zweijähriger Testlauf.

Von vier bis sieben Uhr ist kein Boot besetzt, dafür ist die Wasserschutzpolizei verstärkt am mittags bis zum Abend unterwegs – genau zu jenen Zeiten, wenn es auf dem Wasser rund geht mit Rasern und Lärmverstößen. „Wir werden nicht zulassen, dass eine kleine Zahl von Menschen mit Powerbooten und Jet-Bikes Lärm und eine Gefahr für die Jüngsten im Wasser verursachen“, sagte Behrendt.

Auch Mitarbeiter der Wasserschutzpolizei Bremen fahren mit Powerbooten.

© picture alliance/dpa

Wozu braucht es neue Stahlboote?

Flinke, 200 PS starke Hartschalen-Schlauchboote, große Stahlboote als mobile Wache und ab August die ersten superschnellen Jet-Bikes für je 120.000 Euro – das hat die Wasserschutzpolizei zu bieten. Doch die alten Stahlboote sind in die Jahre gekommen, das älteste ist Baujahr 1968. „Wir haben damit eine der ältesten Flotten der Wasserschutzpolizei in der Bundesrepublik“, sagte Behrendt. „Die Kollegen fahren gern damit, sie haben eine gute Qualität. Aber sie entsprechen nicht mehr den Ansprüchen eines modernen Arbeitsplatzes.“

Die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern setzt schon Jet Bikes ein.

© dpa

Warum muss es jetzt schnell gehen muss?

Behrendt appelliert, dass Berlin sich beeilen müsse, bei der Bestellung neuer Stahlboote. 2018 habe ein neues Boot noch unter einer Million Euro gekostet, eine aktuelle Abfrage bei den Werften habe Kosten von bis zu 2,5 Millionen Euro ergeben. Grund sei eine Kostenexplosion bei den Herstellern, die zudem ausgelastet seien. „Wenn wir 2027 mit dem ersten neuen Stahlboot an den Start gehen, rechnet man mit 3,7 Millionen Euro“, sagte Behrendt. Es gehe um Boote, die mindestens 30 Jahre im Dienst der Polizei sein werden. „Wir müssen 2024 ein Zeichen setzen, die Erneuerung der Flotte beginnen“, erklärte der Chef der Wasserschutzpolizei. Und was ist mit Elektroantrieben? „Wir werden ein paar Jahre noch nicht vorbeikommen am Diesel-Motor“, sagte Behrendt.

Was hat sich noch verändert?

170 Mitarbeiter hat die Wasserschutzpolizei, in den 2000er Jahren waren es noch 231, damals hatte die Polizei aber auch noch Aufgaben der Feuerwehr zu erfüllen und eigens Feuerlöschpumpen dafür an Bord. Diese Aufgabe fiel im Jahr 2022 weg, denn die Feuerwehr hat neue Mehrzweckboote.

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