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Blick auf das Heizkraftwerk auf Erdgasbasis in Lichterfelde am frühen Morgen. (Symbolbild)

© picture alliance/dpa/Kay Nietfeld

Kommunale Wärmeplanung für Berlin: Senat will Hausbesitzern am Stadtrand früher Klarheit über Fernwärmeanschluss geben

Anfang 2026 will der Senat die Wärmeplanung für ein klimaneutrales Berlin vorlegen. Wo auch künftig kein Fernwärmenetz gebaut wird, sollen Anwohner jedoch schon früher erfahren.

Der Berliner Senat will voraussichtlich im kommenden Jahr erste Entscheidungen treffen, welche Teile der Hauptstadt auch künftig nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen werden sollen. Es handele sich dabei um „stadtrandnahe Ein- und Zweifamilienhäuser. Dort wird sich ein Wärmenetz nicht lohnen“, sagte Udo Schlopsnies, Leiter der Arbeitsgruppe für Grundsatzfragen der Wärmewende in der Senatsumweltverwaltung.

Der Senat erhalte aus den Gegenden viele Anfragen von Hausbesitzern zu möglichen Anschlüssen. Die Entscheidung wolle man für solche Gebiete daher schon vor dem für „Anfang 2026“ geplanten Senatsbeschluss zur kommunalen Wärmeplanung bekannt geben, sagte der Vertreter der Umweltverwaltung. „Da werden wir versuchen, etwas früher Klarheit zu schaffen.“

Anfang 2026 will Berlin seine Wärmeplanung vorlegen

Schlopsnies sprach am Montagabend bei einer Informationsveranstaltung der Senatsverwaltung vor Fachleuten über den Stand der Berliner Wärmeplanung. Die Hauptstadt ist wie alle Kommunen in Deutschland gesetzlich dazu verpflichtet, festzulegen, wo Wärmenetze entstehen sollen und wo hingegen Häuser auch in Zukunft dezentral etwa durch einzelne Wärmepumpen geheizt werden müssen.

Neben der Bestandsaufnahme des Sanierungsstands der Berliner Immobilien zählen dazu Potenzialanalysen, aus welchen Quellen künftig die Wärme zum Heizen der Wohnungen kommen kann. Neben den Heizkraftwerken, deren Betrieb nach derzeitigem Plan von Kohle auf Holzschnitzel umgestellt werden soll, untersucht das Land die Nutzung von Tiefengeothermie an mehreren Standorten.

Bereits im vergangenen Jahr kam eine Analyse zu dem Ergebnis, dass zudem etwa zehn Prozent der Berliner Heizenergie künftig aus der Abwärme von Rechenzentren, U-Bahntunneln oder dem Abwasser gewonnen werden könnten. Noch im ersten Quartal dieses Jahres soll eine Studie über die Wärmegewinnung aus Biomasse vorliegen, sagte Schlopsnies. Ende des dritten Quartals liege wohl die Potenzialanalyse für die thermische Nutzung von Oberflächengewässern wie der Spree vor.

Genügend Wärme für die Hauptstadt werde jedoch auch aus allen Quellen gemeinsam nicht gewonnen werden können, glaubt der Experte. „Ich fürchte, das alles wird nicht reichen. Deshalb schauen wir nach Brandenburg.“ Die Kommunen dort bitte man bereits, bei der Wärmeversorgung über den eigenen Bedarf hinaus zu planen.

Wir haben noch 20 Jahre, das ist nichts, wenn es um Wärmeplanung geht.

Georg Friedrichs, Gasag-Vorstandsvorsitzender

Neben der Verfügbarkeit klimaneutraler Wärmequellen ist auch die Zeit ein großes Problem – auch weil sich die Prozesse in der Senatsverwaltung verzögern. Nach Tagesspiegel-Informationen musste das Haus von Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) die Erstellung des Wärmekatasters, ein zwingender Bestandteil für die Wärmeplanung, ein zweites Mal in veränderter Form ausschreiben.

Auch Spitzenvertreter der Berliner Energiewirtschaft haben Zweifel, dass die Wärmewende in Berlin bis 2045 gelingen kann. „Wir haben noch 20 Jahre, das ist nichts, wenn es um Wärmeplanung geht“, sagte der Gasag-Vorstandsvorsitzende Georg Friedrichs bei der Veranstaltung. Mit jedem Tag, der verstreiche, werde es schwieriger, das Ziel zu erreichen.

Senatorin Manja Schreiner sieht „Mammutaufgabe“

Umso wichtiger sei, dass die vom Senat zu erarbeitende kommunale Wärmeplanung für Berlin eine gute Grundlage für das weitere Vorgehen sei. „Wir müssen dafür sorgen, dass dieser erste Schuss 2026 möglichst gut wird und möglichst viel Orientierung gibt“, sagte Friedrichs.

Tempo mahnte auch Umweltsenatorin Manja Schreiner selbst an. „Wenn die Stadt klimaneutral werden soll, müssen die Emissionen im Gebäudebereich in Angriff nehmen.“ Noch würden mehr als 90 Prozent der Wärmeversorgung durch fossile Energieträger wie Gas und Kohle bereitgestellt.

Nun müsse die Wärmeversorgung „möglichst zügig“ auf regenerative Energiequellen umgestellt werden. Leicht wird das nicht, weiß die Senatorin: „Die Wärmewende ist eine Mammutaufgabe.“

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