Mein guter Rat: In manchen Fällen ist ein Anwalt ratsamer als digitale Rechtshilfe

Den Sommerurlaub hinter sich lassen zu müssen, ist schon ärgerlich genug. Wenn dann aber noch Erstattungen für verspätete Flüge oder überhöhte Bankgebühren zu erstreiten sind, ist es mit der Erholung vorbei.

Automatisierte Rechtsdienstleistungen versprechen schnelle Lösungen, um solche Ansprüche gegen Unternehmen durchzusetzen. Ich rate Ihnen aber, bei sogenannten Legal Tech-Angeboten genau hinzusehen, denn kommerzielle Anbieter finanzieren sich oftmals über Provisionen und Erfolgshonorare.

Wer seine Daten eingibt, erhält innerhalb von Sekunden eine Einschätzung dazu, ob ein Anspruch auf Erstattung oder Entschädigung besteht. Ist dies der Fall, bietet die jeweilige Firma an, Ihnen die Arbeit mit der Geltendmachung Ihrer Rechte abzunehmen.

Der Teil Ihrer berechtigten Ansprüche, den Sie im Erfolgsfall dafür abtreten müssen, variiert und liegt zwischen 20 und 70 Prozent. Klappt es nicht mit dem Einfordern Ihres Geldes, erhält auch der Anbieter keines. Manche Firmen zahlen auch je nach Erfolgschance und Höhe der Erfolgswahrscheinlichkeit einen bestimmten Betrag im Voraus aus. Erst dann probieren sie, die Entschädigung einzufordern.

Im Falle einer Forderungsabtretung bekommen Sie das Geld sofort sowie unabhängig davon, ob die Forderung eingetrieben wird. So sinnvoll und kostengünstig die Nutzung von Legal Tech bei Standardfällen auch sein kann, wenn es komplex wird, rate ich Ihnen, sich lieber ausführlich von einer Rechtsanwältin oder einem Rechtsanwalt beraten zu lassen, damit auch wirklich alle Aspekte berücksichtigt werden.

Denn sollte Ihre Anfrage von einem Legal-Tech-Anbieter abgelehnt werden, heißt das nicht unbedingt, dass Ihnen kein Geld zusteht. Diese Firmen bevorzugen lediglich einfach gelagerte Fälle, da sie leicht zu gewinnen sind. Und vielleicht ist gerade Ihrer ja einer der komplexeren.

Die Kolumne „Mein guter Rat“ erscheint immer donnerstags.