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Dörte Elß ist Chefin der Verbraucherzentrale Berlin.

© Tagesspiegel

Mein guter Rat: Bewusst mitbestimmen, wenn es um Gentechnik geht

Verbraucher sind skeptisch, wenn es um genveränderte Nahrung geht – zu Recht. Achten Sie auf Bio-Produktion und auf Gütesiegel.

Eine Kolumne von Dörte Elß

Wie ein Mann bewältigte sie Beethovens Variationen in c-Moll, so lautete eine Pressestimme im Jahr 1870 nach einem Konzert der Pianistin Clara Schumann. Sie lebte damals auch eine Zeit lang in Berlin. Ihr Credo: Wo nur irgend Damen hinkönnen, da will ich hin.

Skeptisch gegenüber Genveränderung im Essen

Zum Glück werden Frauen heute selten mit solch zweifelhaftem Lob bedacht wie die Musikerin und es gibt kaum einen Weg, der ihnen nicht offensteht. So auch jener, Genforscherin zu werden. Während die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher eine solche Wissenschaftlerin heutzutage ganz normal finden, stehen sie der Gentechnik und entsprechend veränderten Lebensmitteln eher skeptisch gegenüber.

Umso mehr, da die EU-Kommission ein Ende der Kennzeichnungspflicht für neue Gentechnik erwägt, bei der Erbinformationen von Tieren, Pflanzen oder anderen Organismen verändert werden, ohne fremdes Erbgut zu verwenden. Ich bin der Ansicht, dass wir das Recht haben, genveränderte Zutaten zu erkennen, um uns bewusst für oder gegen den Kauf entscheiden zu können. Wer sicherstellen möchte, gentechnikfreie Lebensmittel zu konsumieren, sollte Bio-Qualität wählen. Entsprechende Betriebe setzen keine Gentechnik ein, da sie den Vorgaben der EU-Öko-Verordnung folgen. Auch das „Ohne Gentechnik“-Siegel hilft dabei, gezielt solche Produkte im Handel zu finden.

Pflanzliche Lebensmittel und Zutaten dürfen mit diesem Siegel keine gentechnisch veränderten Organismen enthalten oder daraus hergestellt sein, so ist etwa Glukosesirup aus gentechnisch verändertem Mais verboten. Sie sollten aber wissen, dass lediglich das Verfüttern gentechnisch veränderter Pflanzen für einen bestimmten Zeitraum vor der Schlachtung verboten ist. Auch Zusätze wie Enzyme, Aminosäuren und Vitamine, die mittels gentechnisch veränderter Mikroorganismen hergestellt wurden, dürfen im Futtermittel enthalten sein, solange sie in geschlossenen Systemen hergestellt werden. Selbst gentechnisch hergestellte Veterinär-Arzneimittel und Impfstoffe sind erlaubt. Grauzonen gibt es also schon jetzt genug, ohne dass auch noch die Kennzeichnungspflicht entfällt.

Die Kolumne „Mein guter Rat“ erscheint immer donnerstags.

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